Wo haben die Entwickler denn angesichts dieser Ausstattung Einsparungen vorgenommen? Ein Punkt findet sich schnell, denn im Gegensatz zu den größeren Brüdern bietet der H120 keine DSD-Wandlung und keinen MQA-Support. Allerdings ist das eigentliche D/A-Wandlermodul mit 24 Bit/192 Kilohertz von Grund auf neu entwickelt worden und soll dem des Vorgängers »Röst« klanglich deutlich überlegen sein. Klangqualität ist ein gutes Stichwort, denn die steht seit drei Jahrzehnten unangefochten auf Platz eins bei Bent Holters Team. So ruhen die 11,1 Kilogramm Gewicht des Hegels auf nur drei Füßen, wodurch selbst ein noch so geringes Hin- und Herwackeln vermieden wird. Ein solider Ringkerntransformator, dessen Energie in vier speziell für Hegel hergestellten 10.000-Mikrofarad-Kondensatoren zwischengespeichert wird, sorgt für 2 x 144 Watt (4 Ohm) am vergoldeten Ausgang, der sowohl Bananenstecker als auch Kabelschuhe für die Verbindung zu den Lautsprechern akzeptiert.

Nach dem Einstecken des Netzsteckers signalisiert ein kleiner Punkt im Display den Stand-by-Zustand. Aus dem Schlaf kann der Hegel per Fernbedienung oder per Tastendruck – der Schalter befindet sich auf Höhe der Anzeige unter dem Verstärker – geholt werden. Ein hörbar klickendes Relais signalisiert dies auch akustisch. Ist das Gerät per Netzwerkkabel erfolgreich mit dem Internet verbunden, bestätigt das ein kleiner Haken des per Fernbedienung auch abschaltbaren Displays. Da sich der Pegel in 99 Einzelschritten einstellen lässt, findet sich die gewünschte Lautstärke immer schnell und punktgenau – auch das ist wunderbar gelöst. Da der H120 bereits mit dem Netzwerk verbunden ist, starten wir die erste Hörrunde gleich mit Musikübertragung per AirPlay.

Von wegen der »Kleine«

»All Systems Go« stammt aus dem Soundtrack des Films »Apollo 13«. Neben dem kraftvollen, tiefen Bass entwickelt sich der Reiz dieser Musik aus der harmonischen Interaktion von elektronischen Klangflächen mit strahlenden Bläsern. Der Hegel leuchtet das Geschehen wunderbaraus, dabei überrascht seine Energie-Lieferfähigkeit in den unteren Oktaven, die er konturiert und mit spektakulärem Schub zu Gehör bringt. Wichtiges Kriterium an dieser Stelle ist aber, dass der Amp im Hochtonbereich nicht nervt. Das lässt sich auch mit Solostimmen hervorragend überprüfen. Mit »Dear Maro« der Progressive-Rock-Band Frequency Drift ist bei jedem zweiten Gerät dieser Preiskategorie schon nach einer Minute Schluss, nämlich genau dann, wenn Sängerin Irini Alexia einsetzt und Hochtonkalotten den Drang verspüren, sich klirrend-nervig in den Vordergrund spielen zu müssen. Bei einem Breitbandmono-Lautsprecher fällt das nicht auf, aber in einem hochwertigen System ist es nicht tolerabel. Mit dem kleinen Hegel muss man diesbezüglich aber nur minimale Abstriche im Vergleich zu seinen größeren Brüdern in Kauf nehmen. Die Wiedergabe ist von Luftigkeit und Klarheit geprägt, Lästigkeiten gibt es keine, und für AirPlay-Zuspielung hat die Musik sogar ein ordentliches Maß an Griffigkeit.