Schwebende Noten voller Leichtigkeit

Zugleich widmet sich die Heco hierbei allen tonalen Facetten des Saxophons nachgerade hingebungsvoll, lässt seinen wohligen Charakter wirken und trifft bei dessen samtiger Brillanz voll ins Schwarze. Auch wenn Hilary Gardners Gesang einsetzt, entsteht sofort ein fast eigentümliches Gefühl von Unmittelbarkeit. Ihre Stimme wird richtig proportioniert im Vordergrund, mit gebührendem Abstand zur Band, abgebildet, die Variationen ihrer Intonation kommen dabei bestens zur Geltung. Doch das ist es nicht, was hier die Magie ausmacht: Die La Diva bedient sich eines überaus reichhaltigen, wunderbar fein aufgelösten und luftigen Farbenspektrums, mit dem sie den Klängen Leben einhaucht. Dieser emotional starke Vortrag führt mich zu einem herausragenden Konzeptalbum, das ich schon einige Zeit nicht mehr gehört habe: »Sketches Of Light« von Alexander Chapman Campbell. Jenes 2014 veröffentlichte Debüt des jungen schottischen Komponisten und Pianisten (inzwischen sind diesem zwei Alben und eine EP gefolgt) ist ein atmosphärisch außergewöhnlich dichtes Werk; hier schweben Noten, die voller Leichtigkeit stecken, wie Schaumkronen auf sanft dahinfließenden Melodiebögen, hinter denen sich melancholische Abgründe verbergen. Allerdings lässt Campbell den Zuhörer nicht in sie hineinstürzen, die Intensität seiner Kompositionen beruht mehr auf der Andeutung von Schattenseiten. Die La Diva wird indes dieser Gratwanderung dank ihres ausgeprägten rhythmischen Feingefühls mehr als gerecht und ist den musikalischen Fluss betreffend ganz in ihrem Element.

Dynamik und Dimension des Konzertflügels kann sie zudem glaubhaft vermitteln und das Instrument tatsächlich als Ganzes abbilden: Jetzt formt sich vor dem geistigen Auge kein Bild der gerade gespielten Tasten, sondern ein Relief der vollständigen Klaviatur mitsamt des resonierenden Korpus – eine souveräne Darbietung, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Ich fühle mich förmlich ausgezehrt und gleichermaßen aufgeladen, und an diesem Abend ist für nichts anderes mehr Platz, geschweige denn für Electro. Eine kurze Schilderung des Tags darauf Gehörten will ich Ihnen allerdings nicht schuldig bleiben, denn auch diese Paarung von Musik und Lautsprecher fällt in die Kategorie »Extraklasse«: »Alpha« von VII Circle, im Remix von Farrago, ist ein Techno-Track, der alles in sich vereint, was das Genre attraktiv macht: Ultratiefe Bass-Loops untermalen einen treibenden Rhythmus, der von melodiösen Effektsounds garniert wird. Die La Diva bewältigt die dynamischen und tonalen Anforderungen dieses Titels mit links, agiert immens agil und zeigt inmitten staubtrockener Synthesizer-Basslagen kleinste Farbschattierungen auf – das nenne ich Souveränität im Frequenzkeller. Ein durch und durch faszinierender Lautsprecher!