Nein, eine Röhre wäre für mich auch keine Lösung gewesen, da ich mit den sehr schwammigen, Obertöne generierenden und dämpfungsfaktorfreien Konzepten nicht klar kam – und immer noch nicht komme. Nur wenige Vertreter dieser Spezies konnten mich bisher überzeugen. Damals bildeten Transistoren das eine Extrem, Röhren das andere, und die Grauzone dazwischen war nur äußerst dünn besetzt. Zumeist von nicht sonderlich alltagstauglichen Konzepten, die ebenfalls ausschieden.

Electrocompaniet schien mir die erfreuliche Ausnahme zu sein. Die Amps trieben jeden einigermaßen sinnvollen Lautsprecher an, agierten dennoch ohne Ecken und Kanten und schienen alle meine Wünsche erfüllen zu können. Für einen Kauf fehlte aber leider das Geld, und so geriet das Thema erst einmal aus meinem Blickfeld. Einige Jahre später traf ich dann zum ersten Mal auf die AW 180. Wenn ich damals gekonnt hätte, wie ich wollte – diese oder keine Verstärker hätte ich gekauft. Mein Herz sagte ja, mein Konto nein, und so tröstete ich mich mit einem Nemo von Alchemist Audio. Mithin ein Hersteller, der die oben geschilderten Qualitäten ebenfalls in hohem Maße verinnerlicht hatte und dessen Ende ich nachhaltig bedauere. Nebenbei: Wer von uns erinnert sich nicht gerne an den »Kraken«?

Da war doch was

Ich traf in den folgenden Jahren noch öfters auf die Mono-Endstufen AW 180, die mich schon aufgrund ihrer vergleichsweise kompakten Physis ansprachen. Doch ich war auch an Hörerfahrung reicher geworden, und so agierten mir die norwegischen Verstärker nun etwas zu weich und, sagen wir mal: charmant. Immer noch hörte ich mit ihnen mehr Musik als HiFi, konnte jedoch den weichen, schwingenden Bass, die eingedunkelten Höhen und den doch eher breiten Pinsel, den sie bei der Detailzeichnung benutzten, nicht mehr überhören. Die Erinnerung an den intensiven Musikgenuss jedoch blieb.

Vor wenigen Monaten also – und damit nähert sich die Geschichte ihrem Ende – hatte ich in einem anderen Zusammenhang mit den neuen AW 400 zu tun, und diesmal packte es mich so richtig. Mit den neuen Eigentümern der Firma wehte auch ein frischer Wind durch die Modellpalette, die überarbeiteten Verstärker klangen nun schön und gut, sprachen Herz und Kopf gleichermaßen an. In meinen Kopf schoss sofort die Assoziation »AW180«. Wie mochten meine alten Freunde nach einer solchen Frischzellenkur wohl klingen? Ein  Anruf beim Vertrieb und schon war die Sache perfekt: Die guten alten, neuen 180er sollten zu mir kommen.