Niemand von uns wacht eines Morgens auf und beschließt, HiFi zu seinem Hobby zu machen. Das entwickelt sich schleichend, beginnt mit der Freude am Musikhören und geht weiter mit einem wachsenden Interesse an den HiFi-Gerätschaften, die für die Wiedergaben und den guten Klang zuständig sind. Der Impuls, sich mit Musik zu beschäftigen, kann aus verschiedenen Richtungen kommen – von der Familie, durch Hobbys wie Singen im Chor, das Spielen von Musikinstrumenten oder Ähnlichem. Bei mir war es die Freundschaft zu einem Klassenkameraden. Wir hatten dieselben Leistungskurse belegt und haben auch immer mal wieder zusammen gelernt. Nach dem Lernen waren wir öfters bei seinem großen Bruder in dessen Wohnung, um als Belohnung Musik zu hören. Der Bruder hatte damals schon einen Thorens TD 126 mit SME III-Tonarm, große Canton-Lautsprecher und angesagte Elektronik herumstehen, und wir hörten uns bei ihm ungeniert durch seinen Plattenschrank. So wurden wir für das Hobby HiFi »angefixt«. Zum Abitur habe ich mir dann meinen ersten Thorens, einen TD 146, gekauft. Wie es so oft ist, gehen enge Schul-Freundschaften jedoch mit der Zeit in lose Kontakte über. Man hat unterschiedliche Studienorte und -fächer, die gemeinsamen Ansatzpunkte werden weniger, aber man trifft sich doch noch in unregelmäßigen Abständen. Auch die Geschmäcker im gemeinsamen Hobby HiFi entwickeln sich unterschiedlich weiter. Ich bin bei den »Schwabblern« geblieben und auf ein Systemdek-Laufwerk umgestiegen, mein Freund hat sich einen Denon DP-47F-Direkttriebler gekauft. Mich hat dieser wuchtige Vollautomat mit seiner hochglanzpolierten Holzzarge immer fasziniert, auch weil er richtig gut musiziert hat. Serienmäßig war der Tonabnehmer DL-160 montiert.
Heute, viele Jahre später, steht nun ein Denon DP-3000NE prominent auf meinem Quadraspire-Rack Q4 Evo und will mich davon überzeugen, dass er ein mehr als würdiger Nachfolger der Denon-Laufwerke aus der Hochzeit der Plattenspieler-Ära ist. Optisch gelingt ihm das schonmal mit einer edlen, massiv gestalteten und mit Ebenholz-Echtholzfurnier beplankten Zarge mit abgerundeten Kanten. Sie steht auf vier ausladenden, speziell dämpfenden Füßen. Für meinen Geschmack sind diese etwas wuchtig und hoch geraten, aber so müssen sie halt sein, um ihre Aufgabe wie gewünscht verrichten zu können. Und die erledigen sie mit Bravour, auch ein leichtes Anschlagen am Rack bringt den DP-3000NE nicht aus der Ruhe. Was mir sehr gut gefällt, ist, dass Denon den Plattenspieler mit einer äußerst wertigen Staubschutzhaube ausstattet. Heutzutage ist das ja keine Selbstverständlichkeit mehr, oftmals muss für dieses Zubehör noch ordentlich Geld zusätzlich bezahlt werden. Oder man muss auf Haubenhersteller ausweichen, die einem dann einen Acryl-Sarkophag verkaufen, den man über das gesamte Laufwerk stülpt. Nicht gerade mein Anspruch an gelungenes Design.
Wie sein Urahn arbeitet der DP-3000NE als Direktantrieb. Ich finde es sehr spannend, dass sich einige Plattenspielerhersteller wieder auf dieses Antriebssystem besinnen, denn ein gut gemacher Direkttriebler bietet einen nicht zu unterschätzenden Komfort. So gibt es keine Riemen mehr, die getauscht werden müssen und die man nur mit Handschuhen anfassen darf, damit ja kein Hautfett seine Eigenschaften verschlechtert. Der entscheidende Vorteil besteht allerdings darin, dass das Direktantriebskonzept verringerte Gleichlaufschwankungen aufweist, was sich durchaus in der Abbildungsgenauigkeit bemerkbar machen kann. Den Antrieb hat Denon sehr solide und clever gelöst. Die Antriebsmagnete werden auf einem Ring platziert und fest mit der Zarge verbunden. Als Gegenstück besitzt der Plattenteller einen nach unten auskragenden Metallring, der mit einem geringen definierten Abstand genau über den Magnetring gestülpt wird und somit die Antriebseinheit ergibt. Klar, das ist nicht so ausgefuchst gelöst wie bei einem Brinkmann Taurus, aber für einen Plattenspieler der 2.500-Euro-Liga richtig ordentlich designed. Der Plattenteller wird durch eine recht dicke Gummimatte bedämpft. Normalerweise ist das nicht so mein Ding, aber hier scheint es zu funktionieren.