Wer aus früheren Jahren noch eine Erinnerung an den typischen Definitive-Technology-Sound hat, darf sich davon weitestgehend verabschieden und sich auf eine klangliche Bereicherung freuen, die wir so gar nicht erwartet hatten. Zunächst besticht die D15 durch ihre eindeutige Abbildungsgenauigkeit von Stimmen und Instrumenten. Wunderbar eignet sich für den Hörtest das Stück »A Lifetime Together«, zu finden auf dem aktuellen Album »Gentleman« von Curtis Stigers. Perlende Klavierlinien werden um Stigers charaktervolle Stimme bereichert, die Klangfarben stimmen und die Abbildung des Raumes gelingt in allen Proportionen. Bestechend sind dabei die feinen Details, etwa die ausklingenden Saiten und variierenden Mikrophonabstände beim Singen. Da ist nichts außer der Musik.

Keine Zurückhaltung

Hört man mit der D15 das neue Pearl-Jam-Album »Gigaton«, dann liegt die Erwartung nah', dass sie die Musik präzise wiedergibt, aber auf eine hier hilfreiche physische Komponente verzichtet. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn sie zimmert das Schlagzeug bei »Who Ever Said« in den Raum und drapiert den fetten Gitarrensound locker darüber. Dazu projiziert sie die Stimme von Eddie Vedder exakt ins Zentrum der breiten Bühne. Das macht an, das nimmt mit, das macht Spaß, kurzum: Das ist einfach große Klasse. Vertauscht man die Lautsprecher, sodass die Hochtöner nach innen zeigen, schrumpft das Klangbild zwar in kleinerem Ausmaß als erwartet, aber von der vorher vorhandenen Durchzeichnung geht schon spürbar etwas verloren.

Doch auch mit den leisen Tönen geht die schöne Amerikanerin vernünftig um – eine Tugend, die sich nicht binnen drei Minuten einstellt, sondern erst mit zunehmender Hördauer klar hervortritt, und zwar vor allem dann, wenn nicht »Auftragshören« mit Stift und Papier ansteht, sondern einfach nur Musikhören möglich ist. Während man die Komposition und ihre Botschaft ergründet, bemerkt man, dass die Leichtigkeit des Zugangs dazu, auch und gerade mit der Anlage zusammenhängt. Das Piano-Spiel von Keith Jarrett habe ich in anderen Konfigurationen fast schon teilnahmslos erlebt, obwohl es in puncto Klangqualität eigentlich nichts zu beanstanden gab. »Blame It On My Youth / Meditation« vom Album »The Meldody At Night With You« ist eines dieser Stücke. Mit der D15 wird es dagegen zum ruhig fließenden Erlebnis, das mit HiFi weniger, aber mit High End eine Menge zu tun hat. Es gibt keinerlei Betonungen einzelner Frequenzbereiche, auffällig sind die sehr gute Abbildung des Raums und die vielen, einer genussvollen Atmosphäre dienenden Details.