Wir Audiophilen, die wir in den 1960er-Jahren das Licht der Welt erblickten und in den 70ern und 80ern hifimäßig sozialisiert wurden, unterstellen der Generation der um die Jahrtausendwende Geborenen – den sogenannten Millennials – ja gerne, dass sie nur auf den schnellen, oberflächlichen Konsum aus sind. Sie haben Unmengen an Informationen auf ihrem Handy, lesen aber nur die Überschriften, so lautet nur eines von vielen Vorurteilen. Und ein anderes, dass Musik von dieser Generation meist nur als MP3-Stream oder als Youtube-Video über Wireless-Kopfhörer oder – noch schlimmer – nur über die »Lautsprecher« ihres Mobiltelefons und als Hintergrund-Gedudel konsumiert wird.

Was haben wir Älteren nicht alles veranstaltet, um zu gutem Musikgenuss zu kommen? Wir haben neben dem Studium gejobbt und das verdiente Geld zum HiFi-Händler geschleppt, und natürlich haben wir sehnlichst auf die Einkommensteuerrückerstattung gewartet, da der neue Verstärker, der neue Tonabnehmer oder das neue Lautsprecherkabel ja schon vorbestellt war. Wir haben unsere Anlage auf Teufel komm raus diversifiziert und modifiziert, immer in dem Bestreben, dass sie noch einen Tick besser klingt. Die große Liebe meiner Studentenzeit hat mich damals immer mit den Worten »Du und Deine HiFi-Türmchen« aufgezogen. Unser audiophiler Enthusiasmus wirkt heute vielfach nicht nur wie aus einer anderen Zeit, nein, er entstammt einer anderen Epoche. Für viele HiFi-Liebhaber ist die junge Generation für ernsthaftes High End scheinbar verloren. Doch die Industrie hat die Millennials nicht aufgegeben, sondern sie entwickelt heute auch HiFi-Komponenten für Menschen, die keine »Türme« inklusive Kabelsalat im Wohnzimmer stehen haben wollen. Es entspricht natürlich auch nicht der Wahrheit, dass die Millennials für guten Klang nichts übrig hätten.

Für meinen pubertierenden Sohn allerdings ist Papa ja sowas von gestern, der hat ja keine Ahnung, wie die Welt läuft. Geld für teure Kabel, Netzfilter etc. auszugeben sei doch kompletter Schwachsinn. Sein selbst zusammengesparter und gebauter Gaming-PC hat keine 2.000 Euro gekostet, und mit dem kann er glücklich zocken, Filme anschauen und Musik hören. Für was braucht der Mensch also eine aufwendige Stereoanlage? Wenn ich jedoch nicht zu Hause bin, dann schleicht sich der Junior mit seinen Kumpels ins Wohnzimmer und streamt die YouTube-Videos auf Papas Anlage. Warum? Weil’s einfach so geil klingt.