Seit Jahren habe ich meine Charly-Antolini-Platten nicht mehr gehört – ja, die Direktschnittplatten, die Jeton Anfang der 80er in limitierter Auflage unters Volk gebracht hat. Die kosteten damals 50 Mark, was für einen Taschengeld beziehenden Schüler schon ein Wort war. Und dann musste ich auch noch zweimal mit dem Fahrrad zehn Kilometer in die Nachbarstadt fahren, da der örtliche Plattenhändler diese LPs nicht beschaffen wollte – einmal um die Platte zu bestellen und zu bezahlen und ein zweites Mal, um sie abzuholen.
Ich besitze zwei dieser Schätzchen – »Menue« und »Finale« – und habe beide durchgehört, denn die Rubicons schaffen etwas, was ich einer passiven Zweiwege-Bassreflex-Konstruktion in meinem Raum nicht auf Anhieb zugetraut hatte, nämlich einen unheimlich schnellen, trockenen und doch substanzvollen Bass. Da ist das Feuerwerk von Antolini auf seiner Schießbude ein wahres Fest. An dieser Stelle dürfte die absolut resonanzarme Auslegung der Tiefmitteltöner bereits die ersten Erfolge zeigen.
Aber die Rubicon 2 ist kein platter Haudrauf, sondern ein wirklicher Mittler feiner Zwischentöne. Ich vermute, dass die dank SMC-Technik verzerrungsfreie Wiedergabe der Töne über den gesamten Frequenzbereich großen Anteil am emotionalen Duktus dieser Lautsprecher hat. Ich habe so etwas vor Jahren schon einmal am Beispiel einer britischen Lautsprecherreihe festgestellt: Je teurer das Modell, desto geringer die Verzerrungen im Tieftonbereich – aber auch desto gefühlvoller der Mitteltonbereich. Irgendwas scheint also dran zu sein am Thema Verzerrungen und dem Vermeiden derselben.
Ich habe alle 30 bereitgestellten Platten durchgehört und könnte jetzt seitenlang über jede einzelne und meine Hörerlebnisse schreiben, aber ich will nicht langweilen. Exemplarisch greife ich daher zwei Alben heraus: Ulla Meineckes »Wenn schon nicht immer, dann wenigstens für ewig« und Dick Haymans »D.H. Plays Fats Waller«.
Die Dalis schaffen es, auch kleinste Verästelungen in der Stimme herauszuarbeiten, ohne das Große und Ganze zu übersehen. Nicht das Sezieren ist der Anspruch der Rubicon, sondern der ganzheitliche Genuss der künstlerischen Leistung des Interpreten. Stimmen haben eine intime Note, ohne in den Vordergrund zu treten (es sei denn, eine schlechte Aufnahme gibt das vor). Räumlich passt alles in Breite und Tiefe, es gibt keine ätherischen Weiten, wo auf der Platte keine sind, sondern genug Luft um die Instrumente herum, und der Bezug zu den einzelnen Schallereignissen stimmt ebenfalls auf den Punkt. Auch der Drive kommt realistisch: Gerade bei jazzigen Klaviersoli ist es ganz wichtig, dass die Lautsprecher immer genau so schnell sind wie der Pianist, ihn nicht überholen oder, wie leider viel zu oft, ihm hinterherhinken. Den Dalis gelingt das in Perfektion.
… ist die involvierende Darstellung jeglicher Art von Musik. Man kann sich der Musik, die über die Dali wiedergegeben wird, einfach nicht entziehen, sondern gibt sich ihr hin und genießt stundenlang Platte um Platte. Und genau darum geht es ja bei unserem Hobby.