Breite elektronische Akkorde füllen den dunklen Raum. Ergänzt von mächtigem, vor allem tieffrequenten Schlagwerk, das markerschütternd ist, beginnt »Children Of The Sun«. Die Tür zur Fantasie- und Traumwelt wird weit aufgestoßen. Dieser Titel von Dead Can Dance schlägt die fast 4.000 Zuhörer in der Frankfurter Jahrhunderthalle in den Bann. Was aber passiert, wenn die CD des Konzerts im Player rotiert und die Anlage mit der Aufgabe betraut ist, diese Atmosphäre zu reproduzieren? Richtig, in den meisten Fällen wird es bestenfalls einen Abklatsch geben.
Die Epicon 6 setzt bereits während der ersten 30 Sekunden Maßstäbe. Zum einen gehen die elektronischen Flächen deutlich über die eigentliche Stereo-Basis hinaus, zum anderen langt sie im Tieftonbereich so hin, dass der Bass nicht nur hörbar, sondern auch fühlbar ist. Das Konzerterlebnis stellt sich erneut ein und es wirkt nicht wie eine schlechte Kopie – auch nicht wenn der Pegel dem des Originals angenähert wird. Faszinierend ist vor allem, dass die Epicon 6 nicht in Teilbereichen punktet, sondern durch ihre enorme Fähigkeit homogen abzubilden.
Von dieser Eigenschaft profitiert auch Alison Krauss, deren Titel »Stay« hohe Ansprüche an die Reproduktionsqualität stellt. Die glockenklare Stimme steht exakt zwischen den Lautsprechern, zusammen mit Background-Chor und den Instrumenten ergibt sich ein fehlerfreies Bild, bei dem eigentlich nicht viel Klangqualität, sondern eher nur die Musik übrig bleibt. Vor allem die sonst häufig stattfindende Überbetonung des Hochtons bleibt aus, vor dem Hybridhochtöner muss niemand Angst haben. Das Maß an Plastizität bleibt ebenfalls auf authentischem Niveau. Vielleicht eine der wertvollsten Erkenntnisse dieses Hörtests ist, dass es nicht immer bis ans Limit gehen muss und schon gar nicht, wenn durch positive oder negative akustische Details, das Ganze an Ausdruckskraft verliert.
Auch die letzte, in diesem Fall von Miles Davis aufgestellte Hürde in Form von »Somethin' Else« meistert die Epicon 6 mit Bravour. Neben allen klanglichen Eigenschaften, schafft sie es, den Rhythmus perfekt abzubilden. Von den Eigenheiten der Aufnahme bleibt nichts verborgen. So hat man denn jetzt zwei Anhaltspunkte für das Entstehungsdatum der Musik. Neben Genre wird nämlich auch der Stand der Aufnahmetechnik deutlich. Aber eben nicht wie so oft, dass Stücke, die vor 1980 aufgenommen wurden, einfach nicht mehr anhörbar sind. Diese Qualität lässt sich auch schön mit dem Begriff »Anti-Zapping« beschreiben, wer mit einer Epicon 6 Musik hört, wird kaum den Reiz verspüren, durch alle möglichen Alben per dauerndem Titelsprung zu navigieren. Mehr kann für hochwertige Musikwiedergabe wohl nicht getan werden!