Unter dem Furnier geht es mechanisch hochkompetent weiter. Die unter Hitzeeinwirkung gerundeten Seitenelemente bestehen aus sechs MDF-Lagen, die sorgfältig miteinander verleimt sind. Dali-Entwicklungschef Kim Kristiansen führt uns anhand eines Klopftests den Unterschied vor: Normales MDF wirkt fast wie ein Klangholz gegen die akustisch tote Mehrschicht-MDF-Konstruktion. Die Platte auf der Rückseite der Epicon 2 ist sogar über fünf Zentimeter dick, während es die eigentliche Schallwand auf fast 35 Millimeter bringt. Da wirken die inneren Verstrebungen überflüssig, machen aber den ganzen Korpus hochgradig steif und resonanzfrei, auch weil es keine einzige parallele Wand gibt. Ideale Voraussetzungen für die Arbeit der Chassis, die ihre Energie in den Hörraum und nicht in das Gehäuse abgeben sollen.
Zunächst glauben wir, dass Dali-Boss Lars Worre uns einen neuen Freund vorstellen will, als er den Namen »Eddy Current« ins Spiel bringt. Dahinter verbirgt sich quasi eine elektrische Bremse, die im Antrieb eines Chassis ihre Wirkung zeigt. Es geht um den Bereich, in dem die Schwingspule vollständig in den Magneten eingetaucht ist. Ihre Induktivität ändert sich nämlich mit ihrer Position im Magnetspalt. Bei der Auslenkbewegung fällt die Impedanz zu höheren Frequenzen hin ab, beim Zurückschwingen ist es genau umgekehrt. Daraus resultiert eine unerwünschte Modulation auf der Frequenzweiche.
Um diese elektrische Bremse im Magnetspalt zu unterbinden, müssen die Ströme eingedämmt werden. Dalis Lösung hierfür ist ein leicht magnetischer Verbundstoff namens »Soft Magnetic Compound« (SMC). Die Herstellung dieses Verbundmaterials ist extrem schwierig, und so wundert es nicht, dass Dali einen hochspezialisierten Partner gefunden hat, der mit Lautsprechern gar nichts zu tun hat. Dort werden die patentierten Teile des Antriebs gefertigt, die Dali nun zum ersten Mal in der eigenen Chassis-Fertigung einsetzt.
Um überhaupt zu verstehen, warum ausgerechnet Dali diese Entwicklung gemacht hat, ja, vielleicht machen musste, ist die Einstellung von Lars Worre zum Bau von Lautsprechern wichtig. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, die mit zum Teil extremem Aufwand versuchen, das Schwingungsverhalten von Membranen in den Griff zu bekommen, hält der Dali-Boss davon gar nichts. Die mit Holzfasern verstärkten und sehr leichten Papiermembranen sollen Verstärkersignalen ansatzlos folgen können, auch bei kleinen und mittleren Pegeln. Es geht folglich bei Dali schon seit über drei Jahrzehnten darum, jegliche Beeinträchtigung der Membranbewegung aus dem Wege zu schaffen. Mit der SMC-Technik ist ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung getan.
In der Epicon 2 arbeitet eines der neuen SMC-Chassis mit einem Durchmesser von 16,5 Zentimetern. Es überträgt den Frequenzbereich bis 3,1 Kilohertz, darüber übernimmt eine mit 29 Millimeter Durchmesser sehr große Kalotte den Bereich bis rund 30 Kilohertz. Warum hat die Epicon 2 keinen Hybridhochtöner? Die Antwort ist so einfach wie unerwartet: Die 39 Zentimeter Gesamtbauhöhe der Box sollten nicht überschritten werden. Einfach spitze, diese Dänen!