Trotz räumlicher Beschränkungen arbeitet im AMP ein 300-Watt-Ringkerntransformator. Über eine zweite Wicklung des Trafos wird der Vorverstärker gespeist, so kommen sich Vor- und Endstufe nicht ins Gehege. Ein zweites, separiertes Netzteil kümmert sich um die digitalprozessorbasierte Steuerung des Verstärkers. Mit rund 140 Watt Leistung pro Kanal, die im i-fidelity.net-Labor gemessen wurden, lassen sich die meisten Lautsprecher problemlos ansteuern. Für Anspruchsvolle bietet sich die Option, mit dem PSX-R2 ein externes Netzteil zu erwerben, das sich positiv auf die Klangqualität auswirken soll.
Der Vorverstärker schaltet die Eingänge per Relais um. Laut Cyrus weist der eingebaute Lautstärkeregler keinen Gleichlauffehler auf, was unsere Labormessung mit einer Kanaldifferenz von 0,07 Dezibel denn auch bestätigt.

Klassischer Beginn

Zum Anschluss eines Plattenspielers müssen zwei Kurzschlussstecker entfernt werden, die bei Nichtnutzung dieses Eingangs verhindern, dass Einstreuungen sich negativ auf das Klangbild auswirken. Der Eingang ist für den Betrieb mit MM-Tonabnehmern ausgelegt. Für MC-Systeme wird ein zusätzlicher Übertrager benötigt. Als Quelle diente uns der Dual CS 429, bei der Wahl der Lautsprecher entschieden wir uns für die KEF LS50 Meta, denn sie sind eine sichere Bank, um das tonale Geschehen beurteilen zu können. »Giulia« heißt das Titelstück des aktuellen Triosence-Albums. Bereits in der Eingangssequenz zeigt der Cyrus den Unterschied zu klassischen Vollverstärkern auf, denn das Geschehen ist filigraner, es sind mehr Details zu hören und es klingt der eigenen Vorstellung von Musik entsprechend. Es gibt keinerlei nervige Komponenten in der Wiedergabe, was die Leichtigkeit der Classic-AMP-Performance noch unterstreicht.

Mit SACDs, abgespielt vom Marantz SA-KI Pearl, setzen wir die Hörsession fort. Wenn Jacintha den Klassiker »Georgia On My Mind« intoniert, zeigt sich wieder einmal in aller Deutlichkeit, dass Stimmen den Unterschied in der Wiedergabe sehr deutlich machen. Der nahezu identisch ausgestattete Vollverstärker Magnat MA 900 bildet das Geschehen gut im Raum ab, das gilt für Schlagzeugbecken und Saxophon ebenso wie für die zentral ortbare Stimme der Sängerin. Wenn der Cyrus übernimmt, bekommen Details mehr Licht, die Durchzeichnung auch in der räumlichen Tiefe nimmt zu und in der Folge werden auch die Klangfarben intensiver. Gekrönt wird der Gesamteindruck allerdings von der federleicht wirkenden Art, mit der die Musik aus den Lautsprechern perlt. Für eine derartig gute Verstärker-Performance rufen Wettbewerber teilweise deutlich höhere Preise auf.

Der eingebaute DAC versteht PCM-Signale mit Samplingraten zwischen 32 und 192 Kilohertz. Interessant sind die vier digitalen Eingänge für diejenigen Nutzer, die einen alten CD-Spieler klanglich aufwerten oder den Fernsehton einspeisen möchten, um Filme auch mit astreinem Ton zu erleben. Was bei anderen Verstärkern eine bloße »Funktion« ist, funktioniert beim Classic AMP richtig gut. So entstaubt er die Wiedergabe eines zehn Jahre alten CD-Spielers merklich, das Ergebnis ist etwa vergleichbar mit dem Lichteffekt, wenn der Dimmer von 70 auf hundert Prozent hochgedreht wird. Uns gefällt indes die Integration des Cyrus in eine puristische Stereoanlage am besten. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die Musik vom Platten- oder CD-Spieler kommt, denn beide Quellen sind absolut hörenswert.