Analoge Klangerlebnisse

Eine schöne London-Pressung der »Götterdämmerung« von Richard Wagner mit den Wiener Philharmonikern unter Sir Georg Solti machte den Anfang, bringt doch diese Aufnahme gerade in »Siegfrieds Trauermarsch« regelmäßig Laufwerke, Arme und Systeme in Bedrängnis. Das erste dunkle Grollen wird noch stimmungsvoll serviert, mit zunehmender Lautstärke gerät das Klangbild in der Regel immer enger und »dichter«, die Musik wird ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr größer, sie presst nur immer mehr. Einige Laufwerke konnten sich hier bisher von der Masse absetzen, der Innovation geht noch einen Schritt weiter, lässt das Klangbild auch im größten Fortissimo ein wenig freier atmen. Das liegt zum Teil sicher an seiner eher schlanken Abstimmung – oder ist es doch eher das völlige Fehlen von Überlagerungen, die sich als »warmer und voller Analogsound« etabliert haben? Zumindest bleibt auch im wildesten Getöse das Orchestergeschehen durchhörbarer als mit allen anderen Laufwerken, die ich bisher hören durfte. Ergebnis ist ein unglaublich sauberer, schneller und fast elektrostatenhafter Klang, der zuerst so gar nicht zu dem Medium passen will, den man aber nach einigen Wochen auch nicht mehr missen möchte. Denn dieses Erleben der völligen Klarheit, des mühelosen Durchhörens aller Strukturen wiederholt sich mit allen aufgelegten Platten. Bei Schubert-Liedern mit Dietrich Fischer-Dieskau werden plötzlich neue Anschlags- und Pedalgeräusche des Pianisten Gerald Moore hörbar, und überhaupt scheint der gesamte Störgeräuschnebel erstaunlich weit in den Hintergrund gedrängt zu sein.

Liegt das nun an der Magnetlagerung, dem geregelten Antrieb oder der Keramikachse? Da sich die Komponenten nicht trennen lassen, kann hierüber nur spekuliert werden. Jedenfalls passiert mit dem Innovation gerade bei leiser und sensibler Musik Erstaunliches. Immer wieder kommen feinste Details zum Vorschein, hier das Ausschwingen einer Saite, da ein Sekündchen mehr Raumhall, und an beiden Enden des Frequenzbandes kommt eine gesteigerte klangfarbliche Differenzierung dazu. Als sei dies noch nicht genug, vermag der Innovation auch den Raum äußerst penibel einzuteilen und einzelne Phantomschallquellen messerscharf zu umreißen. Dies wird ihn einigen LP-Freunden vielleicht ein wenig suspekt machen, spielt er doch so sauber und im besten Sinne nüchtern, wie man es sonst meist bei digitalen Quellen vermutet. Der Bass wirkt im ersten Moment ein wenig schlank, diese Beobachtung relativiert sich aber nach kurzer Zeit. Dann merkte man, dass es auch im resonanzanfälligen unteren Bereich des Frequenzbandes keine Überdeckungen, Übertreibungen oder Verschiebungen gibt. Klare Sicht also auch hier, was zuerst durchaus ungewohnt klingt.

Mit einem SME V verschiebt sich das Klangbild minimal, bei ähnlicher Ordnung kommt alles etwas dunkler, massiger daher. Also hat sich der Universal direkt in der Tonarmelite platziert und bringt einen eigenen Charakter mit ein. Das Da Vinci braucht keinen Vergleich mit anderen Abtastern zu scheuen – ich kenne kaum einen, der vergleichbar viele Details liefert und dennoch geschlossen klingt.