Natürlich sind die klanglichen Qualitäten von Canor kein Zufallsprodukt. 20 Mitarbeiter haben ein modernes, hochtechnisiertes Arbeitsumfeld zur Verfügung. Möglich wird dieser Luxus durch den Umstand, dass Canor nicht nur Geräte unter eigenem Namen fertigt. Mit seelenloser Serienfertigung hat das allerdings auch nichts zu tun. Dafür steht der Name des Chefentwicklers Zdeňek Březovják, der sich neben seriöser Technik auch und gerade für die klanglichen Resultate interessiert. Ein Umstand, der nicht für alle Ingenieure gilt, die im HiFi- und High-End-Bereich entwickeln. Was Březovjáks Qualifikation in der Praxis bedeutet, lässt sich gut am Beispiel der verwendeten Platinen und Röhren erläutern. Nach wie vor gibt es eine ganze Reihe an Herstellern, die Röhren aus klanglichen Gründen verwenden. Doch der technisch automatisierte Selektionsgrad der Glimmkolben im Hause Canor setzt echt Maßstäbe. Die Röhren werden gemessen, die Daten gespeichert und anschließend werden sie selektiert. So finden sich aus technischer Sicht nur zusammenpassende Sätze im Einsatz.

Canor stellt auch Platinen selber her. Beim Fräsen setzen die Slowaken ein proprietäres Verfahren ein, das CMT – steht für Canor Millling Technology – heißt. Mit dieser Methode lassen sich dielektrische Verluste auf den Leiterplatten minimieren. Ein Umstand, der sowohl für die eingesetzten Röhren als auch die Polypropylen-Kondensatoren stabilere elektrische Arbeitsbedingungen ermöglichen soll. Klanglich soll diese Methode so gut sein wie eine Direktverkabelung, deren Serienfertigung allerdings mit Streuungen und deutlich größerem Zeitaufwand verbunden wäre. Canor schafft es tatsächlich, High-End-Anspruch und Effizienz unter einem Gehäusedach zu vereinen. Ein Pärchen mikorophonie- und rauscharmer ECC83 sorgt für die eigentliche Vorverstärkung. Hinzu kommt an den Eingängen ein Pärchen der im Audiobereich bewährten ECC81, welche klanglich für ein obertonreiches und farbiges Spektrum sorgen sollen. Zu sehen gibt‘s von dem Quartett allerdings nicht viel, gefedert-angekoppelte Dämpfer verdecken die Sicht.

Kalte Dusche

Hochwertige Musikanlagen erreichen selten die Zustand der hundertprozentigen Fertigstellung. Immer gibt es etwas zu tun, auszuprobieren und gegebenenfalls zu ändern. Tauscht man ein Glied in der Kette, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der »Kalt«-start nicht gelingt. Davon sind die Gerätekategorien in unterschiedlichem Maße betroffen. Bei Phonostufen sind die Auswirkungen meist intensiv. So spielt auch die PH 2.10 in ihren ersten Stunden eher nüchtern und man fragt sich, ob es bei diesem Ergebnis bleibt. Rund zehn Stunden später sieht die Welt schon anders aus, das musikalische Geschehen bekommt spürbar mehr Leichtigkeit. In dieser Phase experimentieren wir gerne mit Netzkabeln und stellen bei der Canor fest, dass sie positiv auf den Einsatz reagiert. Dieser Vorgang entspricht ein bisschen dem Abschmecken einer guten Mahlzeit. Ein lohnender Aufwand, macht der sich doch im Anschluss über Wochen und Monate bezahlt.