Interview

mit IDC-Geschäftsführer Martin Klaassen


i-fidelity.net:   Canor hat sich weltweit einen Namen mit bezahlbaren und sehr gut klingenden Komponenten gemacht. Können Sie uns erklären, worin die Motivation für die Entwicklung des Vorverstärkers Hyperion P1 und der Monoverstärker Virtus M1 bestand?

Martin Klaassen:   Die Antwort gebe ich Ihnen gerne. Nachdem Canor binnen kurzer Zeit mit den von Ihnen beschriebenen Vorteilen viel Anerkennung ernten konnte, stellte sich unweigerlich die Frage nach einer großen Lösung. Hyperion P1 und Vitus M1 sind die Antwort auf diese Frage. Natürlich erfordert es Mut, sich in den Wettbewerb mit der Weltspitze zu begeben. Aber wie Sie wissen, stehen in der Slowakei eine extrem professionelle Fertigung und ein kompetentes Entwicklerteam zur Verfügung. Mich wundert es übrigens angesichts der klanglichen Leistung von Hyperion und Virtus nicht, dass der Markt entsprechend positiv reagiert hat.


i-fidelity.net:   High-End-Audio scheint für Investoren immer interessanter zu werden. Sehen Sie in dieser Entwicklung eher Chancen oder Risiken?

Martin Klaassen:   Für mich ist es erstaunlich, wie solche Investoren – von manchen ja auch Heuschrecken genannt – in dieser Art und Weise Marken unter einem Dach zusammenfassen, wie wir es derzeit erleben. Ich sehe hier die Gefahr, dass es schnell zur Gleichmacherei kommt. Es mag sich zwar eine Chance für den einzelnen Markennamen ergeben, aber gleichzeitig steigt auch das Risiko für dessen Identität. Des Weiteren ist es gerade im High-End-Audio-Bereich so, dass der Verstoß gegen die ausschließliche Kosten- und Leistungsrechnung erfolgreich sein kann. Nehmen wir als Beispiel die klanglich durchaus relevante Innenverkabelung eines Lautsprechers. Wer im Sinne des Produkts und damit natürlich auch im Sinne der Kunden entscheidet, legt hier ein paar Euros drauf. Diesen Umstand können Sie jemand, der mit Scheuklappen auf die Kosten schaut nicht erklären. Denn wer mit spitzem Stift rechnen muss, wird beispielsweise bei Bauteilen oder bei Verkabelungen Einsparungen vornehmen müssen, und das ist kein gutes Prinzip, um klangliche Spitzenleistungen zu erzielen. So lange Klangqualität Priorität hat, sind mittel- und langfristiger Erfolg gesichert, und das gilt natürlich unabhängig davon, ob privates oder aus Aktien generiertes Kapital eingesetzt wird.


i-fidelity.net:   Wenn Sie persönlich auf Messen Vorführungen machen, dann haben Sie die Tonträger in physischer Form bei sich. Können oder wollen Sie sich das nicht sparen, indem Sie Musik einfach per Smartphone bei einem Streamingdienst abrufen?

Martin Klaassen:   Diese Frage bekomme ich tatsächlich häufiger gestellt. Erstens bekomme ich durch das »Anfassen« der Musik einen guten direkten Kontakt zu den Teilnehmern. Zweitens war ich in meiner Jugend DJ, und da geht es natürlich darum, nicht nur einen Titel zu spielen, der den Hörern gefällt, sondern daraus eine Serie zu machen. Während ein Stück läuft, überlege ich beim Blättern durch physische Tonträger, welches Stück als Nächstes laufen soll. Dabei lege ich großen Wert darauf, den Zuhörern möglichst die Musik anzubieten, die sie entweder bereits kennen oder die sie so begeistert, dass sie mit Hilfe der »Shazam«-Software sofort herausfinden wollen, wie Titel und Interpret heißen. Und last but not least bin ich einfach kein »Streamer«. Mir gefällt die Hardware LP oder CD einfach besser, weil es eine handfestere Form der Wertschätzung gegenüber den Künstlern ist, und mit dieser Haltung bin ich ganz offensichtlich nicht alleine.