Diese Präzision in der Abbildung werden auch die Freunde im Klassik- und Jazzbereich sehr schätzen. Es ist wie in der Fotografie, wenn verschiedene Objektive zum Einsatz kommen. Auch wenn Sie immer wieder dasselbe Objekt fotografieren, werden sich die Bilder voneinander unterscheiden. So erging es mir beim Hören von Mendelssohns »Sommernachtstraum«, den ich in meinem vier Wänden nie zuvor so authentisch gehört habe. Die einzelnen Instrumente, die sich zu Gruppen formieren und schließlich in einer ungetrübten Einheit enden, empfand ich ebenso gelungen wie die enorme räumliche Ausbreitung in allen drei Dimensionen, die dank des rückwärtigen Hochtöners möglich wird.

Dabei ist der Dimension keinerlei Limitierung gesetzt, wie der Schlusschor »Freude, Schöner Götterfunken« aus Beethovens Neunter Symphonie zeigte. Die Klangfarben stimmten nicht nur, nein sie leuchteten regelrecht in den Hörraum und übertrugen dadurch die Stimmung der Musik zu einhundert Prozent. Was für eine überragende Erlebnisqualität ist das denn? Eines muss allerdings auch klar sein: Wer mit einer BA 71 Musik erlebt, kann gar nicht unbeteiligt bleiben. Ihre Durchzeichnung, Klarheit und vor allem ihr lebendiger Charakter verhindern selbst bei eintöniger Musik Langeweile.

Volle Schubkraft – kein Problem

Zu meinem Musikrepertoire gehören auch eine Reihe Rock- und Heavy-Scheiben. Musik also, bei der viele High-End-Enthusiasten die Ohren rümpfen, was ich angesichts von exzellent produzierten Titeln wie »Pretty When You Cry« von Vast kaum verstehen kann. Bei erhöhtem Pegel begann die BA 71 den Song mit satten Schlägen, die nicht nur zu hören, sondern auch zu fühlen waren. Nach 90 Sekunden war der Aufbau des Titels abgeschlossen und vor mir stand eine massive Klangwand, die ich trotz Größe und Gewicht der Burmester niemals in dieser Wucht erwartet hätte. Es bedarf wohl nicht mehr der Erwähnung, dass Madame selbst bei dieser Kost nicht die Beherrschung verlor.

Ob ich mich auch mal geärgert habe? Ja, habe ich. »Sultans Of Swing« von den Dire Straits gehört seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingstiteln und ich hätte ihn mir niemals mit der BA 71 anhören dürfen. Zum einen, weil sie Knopflers Stimme so glaubwürdig abbildet, wie ich es nie zuvor gehört habe. Zum anderen weil natürlich das Aufnahmedatum 1978 durchklingt, aber nicht wie bei so vielen Anlagen als bösartiger Vorwurf, sondern als wertvolles Zeitdokument. Ich bin schwer beeindruckt, wie nahe man der Musik über die Burmester BA 71 kommt. Anders möchte ich das in Zukunft bitte nicht mehr hören!