Manövrieren des Giganten B 80

Bei der Einwinkelung tut sich tonal relativ wenig, dafür kann man den Raumeindruck genau nach Geschmack gestalten. Stehen die Lautsprecher parallel, entwerfen sie eine enorm breite und opulente Bühne. Winkelt man sie ein, verringert sich die Breite minimal, dafür sind die B 80 nun zu einer wie schon eingangs beschriebenen, absolut unfassbaren Tiefenstaffelung in der Lage.

Nun bin ich also wieder zu Roger Waters' schrägem Werk »Amused To Death« zurückgekehrt. Ich höre mich noch ein paar Tracks weiter durch diese durchkonstruierte Musik, an deren Produktion die Tonmeister einen Heidenspaß gehabt haben müssen, weil sie so tief wie nie zuvor oder danach in die Trickkiste greifen durften. Und endlich weiß ich, was mich bis jetzt so sehr irritiert hat: Ich höre ein Panorama, wie ich es sonst nur von gut eingestellten Fünfkanal-Setups kenne, es laufen aber nur zwei Lautsprecher.

Sollte ich mich jetzt dahingehend versteigen, eine B 80 als Möglichkeit zum Geld- und Platzsparen anzupreisen? Nur zwei statt fünf Boxen, und ein zusätzlicher Subwoofer ist auch überflüssig? Nun gut, das ginge doch zu weit, ich weiß. Burmester ist und bleibt keine Sparpackung, allerdings vermute ich, dass man sein Geld bei so haltbaren und wertstabilen Geräten gut anlegt und letztlich, also auf viele, viele Jahre gerechnet, sehr gut fährt. Ich tappe gerade ein wenig auf dem Holzweg herum, denn es wird wohl niemand eine Burmester-Anlage kaufen, um Geld zu sparen. Viel eher aber, um Lust zu gewinnen.

Nach Roger Waters brauche auch ich etwas sanftere Kost. Bennie Wallaces »Live In Berlin« wandert in den Burmester 089, der sich seit seinem Test vor kurzem ob seiner musikalischen Qualitäten zum unverzichtbaren Arbeitsgerät in den i-fidelity.net-Räumen mausert. Auch hier wird jedes Instrument mühelos in einem immens weiten und tiefen Panorama platziert, die Becken gleißen, das Saxophon steht leibhaftig im Raum, und Herlin Riley treibt den Puls sanft, aber unbeirrbar voran. Wieder gelingt es den großen Lautsprechern, sich selbst aus dem Geschehen herauszuziehen und die komplette Band mit einer faszinierenden Direktheit unmittelbar und natürlich vor mir aufzubauen. Ich schließe die Augen und vergesse die Anlage, bin Zuhörer bei diesem wunderbaren Konzert auf dem Berliner Jazzfest 1999. Erst gute 50 Minuten später komme ich wieder in dieser Welt an und bin aufs Neue von der Fähigkeit der Burmester, eine hautnahe Live-Atmosphäre aufzubauen, begeistert.