Ein schneller Blick nach links, nur zur Sicherheit. Es ist eigentlich klar, dass dort niemand steht, bin ich doch alleine zum Hörraum von i-fidelity.net gefahren. Und doch ist es beruhigend, visuelle Gewissheit zu haben. Denn die Stimme, die eben noch zwischen der Rückwand und einem der Akustikelemente hinten links erklang, war so präsent, so echt und messerscharf lokalisierbar, dass ich mehr als einmal unsicher wurde.

Immer wieder schaue ich mich um und halte Ausschau – nach dem kaputt klingenden Radio hinten links, dem Hund rechts. Zudem unterstreichen mächtige subsonische Wellen die Glaubwürdigkeit. So wird Musik wird mit jeder Faser des Körpers erlebbar. Deshalb ist klar: Roger Waters' Album »Amused To Death« über die Burmester B 80 zu hören, ist nichts für schwache Gemüter. Denn schon nach diesen ersten Tönen haben mich die B 80 ihre wichtigste Lektion gelehrt, ihr Credo unmissverständlich formuliert. Sie wollen die tonkonservenbedingten Grenzen zwischen Musiker und Hörer einreißen und jede CD zu einem Abenteuer werden lassen. Musik soll den Menschen packen, ihn mitreißen. Wer hat schon so viel Zeit, dass er sie für lauwarme Unterhaltung vergeuden kann?

War das schon ein Fazit? Nun, so weit bin ich noch nicht. Zwar ist der erste, unvoreingenommen erlebte Eindruck meist auch ein bleibender und ein in seinem Kern sehr wahrer. Ein wenig mehr Beschäftigung mit dem Objekt und eine daraus resultierende Differenzierung in der Betrachtung dürfen Sie allerdings schon mit Fug und Recht erwarten. Also stoppe ich jetzt die CD, nähere mich der B 80 möglichst neutral und werde am Ende sehen, ob mein erster Eindruck den weiten Weg vom ersten Ton bis zum Fazit überlebt.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Ich drehe die Zeit also ein paar Stunden zurück und stehe vor zwei großen, Ehrfurcht gebietenden Kisten. Besagte Ehrfurcht steigert sich noch um ein Beträchtliches, wenn man keinen freundlichen und hilfsbereiten Händler für die Aufstellung verpflichten kann, sondern die schwere Dame eigenhändig von ihrem Reiseoutfit befreien muss. Eine solche Masse macht ohne praktische Griffe, Ecken oder Kanten keinen Spaß. Dies soll natürlich nicht Ihr Problem sein, und mein Leid bei der Aufstellung eines Lautsprechers interessiert Sie auch nicht. Und doch berichte ich davon, weil eine solche Mühsal vor dem ersten Ton im Testerhirn mehrere Gedankengänge in Bewegung bringt: Zum einen meint man schon ahnen zu können, welch stabile Klangbilder ein solcher Koloss entwerfen muss. Die andere und weit weniger freundliche Stimme flucht: »Wehe, die Plackerei hat sich nicht gelohnt – dann schreibe ich das Ding in Grund und Boden!«