Was habe ich mir die Nase an den Schaufenstern der HiFi-Händler plattgedrückt. Immer, wenn ich einen der chromglänzenden Boliden aus dem Hause Burmester in der Auslage entdeckte, blieb ich hängen. Irgendwann kam ich dann, eher zufällig als geplant, in den Genuss, eine komplette Anlage aus Burmester-Komponenten zu hören: Ich war eigentlich auf der Suche nach neuen Lautsprechern, und in der Vorführanlage eines Händlers spielte als CD-Player ein kleiner Rondo von Burmester. Binnen weniger Augenblicke interessierte mich der Player mehr als die Boxen, was der Verkäufer schnell bemerkte und mich mit den Worten »Willst Du das mal in richtig hören?« lockte. Ich wollte, wir gingen in einen anderen Raum, ich hörte eine komplette Reference-Kette von Burmester und war hin und weg. So sollte es klingen! Genau so direkt und griffig, so ungeschminkt echt.

Schritt in den Widerstand

In der Folgezeit rechnete ich immer wieder meine Möglichkeiten durch, wobei sich mein studentisches Konto sicherlich königlich über mein Ansinnen amüsierte. Nachdem ich also zu Beginn meines Musik-Studiums schmachtete und lange genug nicht erhört wurde, folgte in den Semestern danach die übliche Reaktion: der Schritt in den Widerstand. Diese Geräte konnten einfach nicht gut klingen, sie sahen ja nur gut aus. Echter Klang war doch nur mit freakigen, jede Sicherheitsbestimmung und auch den zartesten Wunsch nach Bedienfreundlichkeit verhöhnenden Maschinen zu haben. Denn – das war schnell klar – für den besten Sound brauchte man kein Geld, sondern Wissen! Insiderwissen am besten!

Purer, attraktiver Luxus

Sie kennen das alles? Wundert mich nicht. Die meisten von uns dürften eine solche Entwicklung durchgemacht haben. Mittlerweile bin ich kuriert und weiß, dass manche Dinge einfach Geld kosten. Natürlich könnte man einen Burmester-Verstärker oder -Player auch günstiger konstruieren, ihn beispielsweise mit matt eloxierten und dünnwandigen statt massiven und stabilen Gehäusen ausstatten, und er würde damit vielleicht nicht einmal schlechter klingen. Allerdings handelt es sich bei dem Berliner Hersteller um eine Luxusmanufaktur, und da gehört zur sauberen Technik ein schickes Mäntelchen natürlich dazu. Man möchte schließlich in einem Porsche auch nicht auf Kunstledergestühl Platz nehmen.

Ein Quelle des Glücks

CD-Player wie der Burmester 089 sind zwar immer noch nicht meine finanzielle Kragenweite, allerdings bin ich ruhiger und weiser geworden: Ich kann heute solche Komponenten für alle ihre Fähigkeiten würdigen, freue mich für jeden, der sie sich leisten kann und lasse meinen »Kampfanzug« im Schrank. Eine nüchterne Betrachtung der ganzen Angelegenheit sorgt zudem für Entspannung, denn wie ich schon im Bericht über die Arcam-Verstärker A38 und P38 schrieb, kann man auch günstiger schon vollständig Musik hören – was den Reiz einer solchen Luxusmaschine allerdings nicht im Mindesten schmälert und dennoch ein paar schlafarme Nächte verursachen kann. Denn abseits vom reinen Musikhören sind ja auch die Maschinen an sich schon Teil des Hobbys geworden.

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