Nachdem der SME-Tonarm den Benz-Micro-Tonabnehmer ACE L sanft in der Rille des neuen David-Gilmour-Albums »Rattle That Lock« abgesetzt hat, öffnet sich der Vorhang der Bühne analoger Faszination. Beginnend mit der abgrundtiefen Keyboard-Sequenz, gefolgt von sphärischen Klavieranschlägen beginnt dieser Titel zunächst harmlos. Das ändert sich nach gut zwei Minuten: Gilmour variiert sein Spiel von träumerisch-sanft zu rhythmisch-aggressiv und mit den ersten Tönen vom E-Bass kommt dann der Groove. Der ist schwärzer und präziser als mit jedem anderen Laufwerk. Bei der CD-Version hört sich das Stück wie zellophaniert an, beim Vinyl gibt es dafür grenzenlose Offenheit und Luft im Klangbild. Das ist auch dem überragend klingenden Pulsare II zu verdanken, der sich im direkten Vergleich mit dem Silver Cube von Lehmannaudio in puncto Energie und Größe, der räumlichen Darstellung sowie der Plastizität elegant davor setzt.

Analog wie nie zuvor

Erstaunlich ist die Dynamik und Präzision des Klangbilds. Davon lebt auch Coldplays »Magic«, dessen elektronisch generierter Beat zu Beginn keinerlei Nachhänger verzeichnet. Nachhänger, die ansonsten typisch sind und zumeist als Schwäche des Tonträgers ausgelegt werden. Zudem schält der Sequel SP die Stimme von Chris Martin vollständig aus dem Vinyl, insbesondere die leicht kehlig-nasale Darbietung dieses Titels ist in höchstem Maße glaubwürdig. Sobald das Stück komplexer wird, verlieren kleinere Laufwerke mehr oder minder die Übersicht. Mit diesem Avid gibt es keine Schmierereien, keinen musikalischen Brei. Stimmen und Instrumente bleiben klar voneinander getrennt, der zugemischte Nachhall ist deutlich auszumachen. Das ist einer dieser Glücksmomente analoger Wiedergabekultur.

Überwältigend gelingt die Wiedergabe des »Tag Am Meer« von den Fantastischen Vier in der Live-Version. Hier schafft es der Avid problemlos, die Atmosphäre des in einer Höhle aufgenommenen Albums zu transportieren. Jeder Zwischenruf des Publikums, die Instrumente und Stimmen verschmelzen zu einem faszinierenden Ganzen. Da geht bei anderen Plattenspielern viel, wenn nicht alles verloren, was der Sequel SP gerade gnadenlos aufdeckt. Hier wird auch klar, was den eigentlichen Reiz dieses Tonträgers ausmacht: Man kann sich beim Hören einfach von der Musik gefangennehmen lassen – bei digitaler Kost ist das nicht so leicht und stressfrei möglich.

Mit »Wing Your Way, Butterfly« aus Friedemanns aktuellem Album »The Master Tracks« wird schließlich deutlich, dass die Analogtechnik nicht in den 90er-Jahren stecken geblieben ist. Was hier auf Vinyl gespeichert ist, klingt einfach nur überragend. Zum einen ist das Grundrauschen dieser LP minimal, zum anderen gibt es während des Abspielens nur kleinste Hinweise darauf, dass es sich beim Tonträger um ein Schallplatte handelt. Da knistert und knackt gar nichts. Dafür gibt es eine wunderbare Bühnenabbildung, die auch bis in die Tiefe exakt gestaffelt ist und die in dieser Form so nur äußerst selten im Hörraum erklingt.