Wenn sich eine komplette Big Band im Hörraum einfindet und Tom Gaebel das Mikrophon ergreift, kann es schon mal eng werden, selbst wenn das Album »Perfect Day« heißt. Doch mit dem Ionic an der Spitze haben nicht nur alle Musiker ausreichend Platz, sondern sogar noch Luft drumherum. Mit hoher, teilweise geradezu erschreckender Glaubhaftigkeit entsteht die Musik, was zum einen durch die räumliche Abbildung gelingt und zum anderen auf Natürlichkeit fußt. Es braucht keine Anstrengung, Gaebels Stimme zu identifizieren, die stabil im Zentrum der Stereo-Basis abgebildet wird. Anschwellende Einsätze der Bläser zeugen von unbegrenzter Energie. Vom klanglichen Niveau orientiert sich das Ionic an den Fähigkeiten des teureren Clearaudio-MC-Tonabnehmers Stradivari.

Zurück in die 80er-Jahre, die mir in Sachen Popmusik dank des »Pleasuredome« von Frankie Goes To Hollywood bis heute in bester musikalischer Erinnerung sind. Wenn ich diese LP in die Hand nehme, fällt mir immer die Aussage eines Freundes ein, der einmal meinte, dass ihm die klanglichen Vorzüge von Vinyl gar nicht so wichtig seien, aber richtig gute Musik eben fast nur auf diesem Tonträger zu bekommen sei. Die Dschungel-Atmosphäre entsteht gleich zu Beginn, die Rufe und das Zwitschern der Vögel sind eine Nummer realistischer als vom Goldring Ethos gewohnt. Erstaunlich, was in dieser Collage aus Geräuschen plötzlich wahrnehmbar ist. Dann der fulminante Auftakt, der Rhythmus eher schnell und luftig, die Trommelwirbel plastisch – und dann bekommt das Zwerchfell die Druckwelle zu spüren. Grandios, wie das Ionic die Kombination aus Wucht und Präzision bewerkstelligt.

Musik mit Ausnahmecharakter

Ganz andere Herausforderungen stellt Keith Jarretts »Book Of Ways«, und genau auf die scheint das Avid-System gewartet zu haben, denn jetzt kommen seine Auflösungsfähigkeiten voll und ganz zur Geltung. Jede einzelne Saite des Klavichords ist hörbar, ohne dass man das große Ganze aus der Aufmerksamkeit verliert. In Teilen spielt Jarrett zwei der Instrumente parallel, wobei die Mikrophone sehr nah an ihnen platziert waren. Das führt zu dieser erstaunlichen Nähe und Intensität, welche »Book Of Ways« besitzt. Für mich gehört dieses Album zum Besten, was der Amerikaner bis heute eingespielt hat. Wer nur die CD kennt, ist ob dieser Wertschätzung meist sprach- und ratlos, denn die digitale Version wirkt teilweise so, als ob eine Maschine auf die Tasten haut. Licht ins Dunkel, beziehungsweise Aufklärung kann hier nur das Anhören der Schallplatte bringen. Wenn dabei die Rille vom Avid Ionic abgetastet wird, ist das Ergebnis eine klangliche Offenbarung, die nur mit »überragend« korrekt beschrieben ist.

Von dieser Performance profitiert auch The Bass Face String Trio, dessen Album »Bossa, Ballads And Blues« gerade bei Stockfisch als »Direct-To-Disc-DMM-Cut« erschienen ist. Wenn auf Seiten des Studios so sorgfältig gearbeitet wird wie bei dieser Aufnahme, dann gibt es in puncto Informationsgehalt und klanglicher Potenz keinerlei Beanstandungen mehr. Da werden die Titel vorher im Stile eines Livekonzerts angesagt, die Atmosphäre entsteht umgehend und das Trio gibt mir ein Privatkonzert. Zwischen den Musikern und dem Hörplatz sind keine Verluste zu vernehmen, das Wischen der Schlagzeugbecken mit all seinen feinen Nuancen, der sonore Kontrabass, der zu den tieferen Tönen hin nichts von seiner Energie verliert, und schließlich die geradezu schwebenden Klänge des Klaviers erfüllen jetzt den Hörraum exakt so, wie es bei der Aufnahme geklungen haben muss. Was der MC-Tonabnehmer Ionic hier zu Gehör bringt, hat im bestgemeinten Sinne Ausnahmecharakter.