Es gibt viele Wege, um in die Thematik hochwertiger Musikwiedergabe einzusteigen. Avid-Gründer Conrad Mas hatte jedenfalls als Teenager nicht die Absicht, später einmal seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Dass es anders kam, verdankt er einem Klassenkameraden, der ihn eingeladen hatte, um ihm seinen neuen Plattenspieler vorzuführen. Doch Mr. Mas konnte gar nicht richtig zuhören, denn jedes Mal, wenn ein Zug über eine Brücke in der Nähe rollte, reagierten die Tieftöner mit heftigem Hin- und Herschwingen. Sicher hätte ein Subsonic-Filter hier schon Linderung schaffen können, aber der Ehrgeiz des jungen Mannes war auf jeden Fall geweckt.

Während er diese Geschichte erzählt, sitzt Conrad Mas am Kopfende eines Tisches in seiner Firma. Einmal gestartet, ist er anscheinend nicht mehr zu bremsen. Wobei überhaupt nicht der Eindruck entsteht, den Worten eines Besessenen zu lauschen. Vielmehr beeindruckt sein Engagement, auch noch die kleinsten Teile eines Laufwerks fortwährend zu variieren, zu prüfen, zu optimieren. Dabei werden Materialien getauscht, Geometrien leicht geändert und schließlich jedes Mal gehört, was dabei herauskommt. Und so versteht man nachdrücklich, dass Avid-Produkte für Elektrofachmärkte nicht geeignet sind, sondern in die Hände kompetenten Personals gehören.

Angesichts des verbauten Know-hows ist der Verkaufspreis des Ingeniums inklusive eines Pro-Ject-Tonarms mit rund 1.700 Euro hart kalkuliert. Da langen andere Hersteller sehr viel tiefer in die Taschen ihrer Kunden. Als das Laufwerk in der Redaktion eintrifft, bitten wir den Fahrer noch einmal zu schauen, ob da nicht noch ein zweiter Karton zur Lieferung gehört. Des Rätsels Lösung: Der Ingenium passt in einen Karton, dessen Abmessungen kleiner als die einer LP sind. Möglich ist das, weil dieser Avid keine Holzzarge besitzt, die den Teller bei den meisten Plattenspielern umrahmt. Zunächst gilt es dann, den Inhalt sorgfältig zu sortieren, das erleichtert die Montage erheblich.