Der norwegische Saxophonist Trygve Seim hat sich für sein neues Album »Helsinki Songs« nach längerer Zeit mal wieder auf ein Quartett eingelassen: Kristjan Randalu begleitet ihn am Klavier, Mats Eilertsen spielt den Kontrabass und Markku Ounaskari sitzt hinter dem Schlagzeug. Während der ersten drei Minuten des Titels »New Beginning« vertieft sich Trygve Seim mit seinem Sopransaxophon in ein äußerst gefühlvolles Spiel und bedient sich des reichhaltigen Spektrums dieses Instrumentes in vollen Zügen. Der N100C geht hier ebenso hingebungsvoll zu Werke, er offenbart jede tonale Nuance und zelebriert das Dahinfließen dieser bezaubernden Melodie, die so zerbrechlich und jetzt dennoch so kraftvoll wirkt. Als das Saxophon sanfte Durchsetzungskraft walten lässt, beschleicht mich das Gefühl, dessen Luftstrom auf der Haut spüren zu können, wenn ich aufstehe und nähertrete. Doch es ist etwas anderes, das mich hier unwillkürlich fesselt: Die Darbietung des N100C wirkt bei dieser Einspielung geradezu in sich ruhend und lässt so ihre ganze Ausdrucksstärke auf mich wirken.

Hiernach ist Kontrastprogramm hilfreich, um später wieder offen für musikalischen Tiefgang zu sein. Nichts eignet sich für einen emotionalen »Neustart« besser als der im Frühjahr veröffentlichte Track »Embody« aus der EP »Embody/Paradox« von Thomas Schumacher. Der Bremer Produzent und DJ landete einige Hits mit seinem Projekt »Elektrochemie LK«, trat jedoch nach dem letzten, 2003 veröffentlichten Album »Come Right On Time«, das er mit der australischen Sängerin Caitlin Devlin einspielte, nur noch als Remixer in Erscheinung. Mit »Embody« trifft Schumacher nun in eigener Sache wieder voll ins Schwarze: Dieser Track verkörpert nicht weniger als die Essenz des Dancefloor-tauglichen Techno. Der N100C setzt sich hierbei mit einem enorm tiefreichenden und fein ausdifferenzierten Bassfundament in Szene, lässt satte, stampfende Beats herrlich ausfedern und steigt bei der unerbittlich pressenden Bass-Loop in der Mitte des Titels bis in deren unterste Oktave hinab.

Unbeschwert und leicht

Wer wie ich eine besondere Vorliebe für Klavier-Solowerke hat, ist wahrscheinlich längst auf Stephanie Proot aufmerksam geworden, die 2012 mit dem niederländischen Klassiklabel Aliud Records Beethovens Klaviersonaten op. 10/2, 27 und 110 eingespielt hat. Ansonsten kann ich dieses Debütalbum der belgischen Pianistin nur wärmstens empfehlen: Meines Erachtens widmet sich darauf eine außergewöhnlich talentierte Künstlerin wundervoller Musik, und obendrein wurde es zweifelsohne hervorragend produziert. Aliud hat diese Aufnahme nur als CD veröffentlicht, aber sie ist glücklicherweise bei NativeDSD auch als DSD-Download (64, 128, 256) erhältlich. Beim zweiteiligen Opus 27, bestehend aus der Klaviersonate Nr. 13 in Es-dur und der »Mondscheinsonate« Nr. 14 in cis-moll, spielt der N100C rhythmisch absolut punktgenau, lässt Stephanie Proot mit einzigartiger Leichtfüßigkeit durch den zweiten Satz der Nr. 13 tänzeln und meditiert förmlich über das einleitende, langsame Adagio der Nr. 14. Zudem löst er hier selbst allerfeinste dynamische Abstufungen auf und bildet den Instrumentenkörper des großen Yamaha-Konzertflügels mit selten gehörter Plastizität ab. Die Reproduktion des N100C strahlt in diesen Momenten eine faszinierende Natürlichkeit aus – das ist Gourmetkost auf feinstem Porzellan serviert.