Bei meinem diesjährigen Rundgang über die High End in München musste ich ein ums andere Mal den Kopf schütteln wie breitbandig der Slogan »Erlebnismesse« doch interpretierbar ist. Was einem da begegnete, reichte vom akustischen Horrortrip über kultivierte Langeweile bis hin zu Musikanlagen, mit denen man alles, aber auch wirklich alles um sich herum vergessen kann. Passiert ist mir Letzteres im Ausstellungsraum von Audionet. Dort entfalteten die Klänge von Stern und Heisenberg eine geradezu magnetische, eine fesselnde Wirkung, obwohl sich der Pegel auf einem normalen, wohltuenden Niveau befand. Wenn Musik, die eigentlich gar nicht zu meinem Repertoire gehört, es schafft, meine Konzentration zu binden, weiß ich, dass hier im positivsten Sinne etwas nicht stimmt.

Sieben Wochen später, es ist Juli und Deutschland befindet sich sommerbedingt in den Ferien, ein Großteil des Tages wird im Freien verbracht. Nur nicht von mir, denn ich sitze im abgedunkelten Hörraum vor meiner Anlage. Die bietet allerdings einen gänzlich anderen Anblick als gewohnt, denn flankiert von den Monoblöcken Heisenberg steht der Stern im Zentrum, und ob ihrer imposanten Baugröße verdecken die drei eine Menge. Doch bevor ich mir diese Verstärker anhöre, lohnt sich die visuelle Betrachtung. Schließlich stammt das Design von Hartmut Esslinger, dem Gründer des international renommierten Unternehmens »Frog Design«. Der Mann hat alles erreicht, und deshalb könnte er eigentlich seinen Ruhe- und Wohlstand genießen. Aber Kreativität geht anscheinend nicht in Pension.

Auf den ersten Blick sieht man ein monumentales Trio, bei dem zunächst die weiß hinterleuchteten Netzschalter und das große Display des Vorverstärkers dominieren. Erst allmählich wird man der intelligenten Verknüpfung aus Rechtecken, Dreiecken und runden Elementen gewahr. Zudem ändert sich der optische Eindruck, je nachdem aus welcher Perspektive geschaut wird. Erst dann erkennt man auch, dass das Gehäuse nicht aus einem Guss, sondern aus einzelnen Platten besteht, deren Kanten sich aber nicht berühren. Damit wird bei diesen Kolossen schon optisch der Hang zur Schwerfälligkeit sicher unterbunden – das Attribut »zu schwer zum Gehen« hing in der Vergangenheit ja einigen gewaltigen Endstufen an. Je länger meine Augen jedoch auf Stern und den Heisenbergs ruhen, desto mehr nehme ich von der gelungenen Formgebung wahr.

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