Besagter Multibit-Wandler arbeitet im G3 mit zwei Monobausteinen, in denen die auf 192 Kilohertz hochgerechneten Daten in analoge Signale gewandelt werden. Die aufwendige Filterung zuvor und die weitestgehende Entkopplung von äußeren Einflüssen erscheint angesichts eines solchen Aufwands lediglich als logische Konsequenz. Auch die Ausgangsstufe ist eine komplette Neuentwicklung. Eine noch höhere Grenzfrequenz und die weitere Minimierung allerletzter Verzerrungsreste waren das erklärte Ziel der Bochumer. Unser Labor wird darüber Aufschluss geben, ob Audionet seinen eigenen Ansprüchen gerecht wurde. Wenn ich allerdings an die extrem feine Auflösung komplexer Obertonstrukturen denke, mit denen mich der ART G3 beglückte, sollte mich der eine oder andere erstklassige Laborwert auch nicht mehr wundern.

Charakter oder akustische Eigenheiten

Auch der ART G3 kann eines meiner Lieblingsrätsel der Digitalwelt nicht aushebeln: Trotz  sorgfältiger Entkopplungsmaßnahmen hört man den Untergrund, auf dem der Player steht. Ob Ikea-Lack-Tischchen, massives und mit Sand gefülltes Rack oder die leichtere Lösung von Phonosophie: Alle akustischen Eigenheiten sind mit Leichtigkeit wahrzunehmen, und so residiert der ART nach einigen Vergleichen letztlich auf dem obersten Control Board eines Phonosophie-Racks. Hier spielt er gelöst und frei, luftig in den Obertönen und strukturiert und massiv im Bass. Bei der Wahl des Netzkabels zeigt er sich weniger anspruchsvoll als sein Vorgänger, lässt jedoch eine Schwäche für ungeschirmte Zuleitungen erkennen. So wird er letztlich von einem HMS Gran Finale versorgt. Im Übrigen ist der klangliche Unterschied zwischen den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgängen weiterhin geschrumpft. Zwar agiert der ART über die Cinchleitung noch eine Spur freier und flüssiger, allerdings kann man bei diesen minimalen Differenzen die Wahl der Verbindung besser von der Qualität der Vorstufeneingänge abhängig machen.

Das Wissen um die Quelle

Ein großer Konzertflügel ist nach wie vor ein unangenehmer Stolperstein für jedwede HiFi-Komponente. Wagen Sie doch einmal das Abenteuer, einen solchen Flügel richtig kennenzulernen. Und damit meine ich nicht nur den Genuss vieler CDs oder vielleicht sogar den Besuch eines Klavierabends im nächstgelegenen Konzerthaus. Nein, ich spreche vielmehr von einem weitaus intimeren Kontakt aus einer Nähe, wie sie auch Mikrofone bei einer Aufnahme erleben. Gehen Sie um den Flügel herum, legen Sie sich unter ihn, versuchen Sie, seinen ganz persönlichen Klang wirklich zu ergründen. Wenn Sie in der Nähe einer Musikhochschule leben, müsste sich das leicht arrangieren lassen: Sprechen Sie einen der zahlreichen Klavierstudenten an. Denn nur wer einen Flügelklang einmal wirklich nah und intensiv erfahren, die Farben gespürt und die Macht des Instruments mit jeder Faser seines Körpers aufgenommen hat, wird nach dem ersten Klavierton über eine Stereoanlage wissen, was die Stunde geschlagen hat. Und in den allermeisten Fällen kommt es zu keinem guten Urteil.

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