Zu Beginn meiner klanglichen Erkundung der Coax D6 Active habe ich ausschließlich bestens bekannte Stücke gehört, denn erfahrungsgemäß bedarf es einer kurzen Gewöhnung an die Korrektur raumakustischer Eigenschaften – da ist jede weitere Variable kontraproduktiv. Und tatsächlich bin ich auch dieses Mal vom Gehörten anfangs geradezu irritiert, ich erkenne manche Bassläufe bei »You Better Hide« von Yello kaum wieder: Passagen, die sonst ein wenig aufgebläht und schwammig daherkommen, klingen jetzt wunderbar druckvoll und straff durchgezeichnet. Auch die Stimme von Heidi Happy klingt natürlicher als gewohnt, obwohl übereinander gelegte Hallspuren plastischer als bis dato gehört im Raum schweben. Zugleich sehe ich mit dem geistigen Auge, wie sie ihren Oberkörper zur Melodie vor dem Mikrofon sanft hin und her wiegt. Bei exzellenten, nur geringfügig bearbeiteten Aufnahmen vermittelt die Coax D6 Active einen frappierend realistischen Eindruck von Gesangsstimmen: Diana Krall wirkt beinahe tatsächlich im Raum anwesend, wenn sie »Moonglow« anstimmt. Ihre Stimme wird richtig proportioniert mit reliefartiger, messerscharfer Kontur abgebildet, und ihre Stimmorgane vibrieren bei jedem Atemzug.

Emil Brandqvist hat sein Trio für das neue Album »Entering The Woods« mit drei Gastmusikern verstärkt: Neben seinem stets mitspielenden Bruder Martin (Bassklarinette und Flöte) tragen Lisa Långbacka mit dem Akkordeon und Johan Asplund mit dem Flügelhorn farbstarke Akzente bei. Die Hauptrolle nimmt freilich Schlagzeuger Emil Brandqvist ein, der bei diesen dreizehn Songs völlig in seinem poetischen Spiel aufzugehen scheint. Die Coax D6 Active liefert indes eine glaubhaft dimensionierte Darstellung vom großen Aufbau des Schlagwerks, grenzt die einzelnen Elemente klar voneinander ab und leuchtet die Bühne bis in den tiefsten Winkel hinein wie ein Fluchtlicht aus. Dabei vernachlässigt sie keineswegs jene kleinen rhythmischen Variationen, die unter der seichten Oberfläche dieser Kompositionen schlummern und ihnen Würze geben.

Mit allen Facetten

Beim Titel »Raindrops« folgt die Coax D6 Active zudem auch dem tänzelnden Agieren an der Klaviatur mit spielerischer Selbstverständlichkeit und macht den Titel des Songs auf Anhieb verständlich: Die Noten glänzen wie perlende Tropfen in hellem Sonnenschein. »Journey To Nidaros« zeichnet sich ebenso wie die zwei vorangegangenen Alben des Ausnahme-Komponisten und Pianisten Alexander Chapman Campbell durch eine unnachahmliche Leichtigkeit aus, die in gewisser Weise trügerisch ist: Man wähnt sich während der ersten Takte in berieselungstauglichen Gefilden, kann sich jedoch alsbald von diesem Werk kaum mehr distanzieren – sofern die Anlage so mitspielt wie jetzt. Die Coax D6 Active bedient sich hierbei einer äußerst reichhaltigen, in feinsten Facetten differenzierten Klangfarbenpalette, offenbart minimale Tempovariationen und ruft mit seiner souveränen Spielweise unmittelbar eine emotionale Bindung zu diesen vielschichtigen Kompositionen hervor – eine reife Vorstellung.