In Nordamerika ist die Marke Anthem seit vierzig Jahren eine feste Größe im Feld der Anbieter qualitätsorientierter Unterhaltungselektronik. Hierzulande dagegen lief die kanadische Firma stets unter dem Radar. Das dürfte zum Gutteil daran liegen, dass Anthem sich lange auf zwei Bereiche fokussiert hat, die in unseren Breiten weniger im Blickpunkt der audiophilen Aufmerksamkeit stehen: robuste Verstärkerelektronik für Festinstallationen und ambitionierte AV-Heimkino-Receiver. Nicht zufällig lautet die Webadresse des Herstellers »anthemav.com«. Zwar gab es durchaus einige klassische Stereo-Produkte im Portfolio, aber diese fanden noch seltener den Weg über den großen Teich in hiesige Hörstuben.

Das soll sich mit der neu entwickelten STR-Serie ändern. Sie besteht aus drei Geräten: Vorstufe, Endverstärker und dem hier behandelten Vollverstärker STR Integrated. Bis auf eine geringere Leistung bietet der Integrierte alle Kerntechnologien der separaten Vor/End-Kombination – zu einem deutlich günstigeren Preis. Die in Kanada entwickelten und gebauten (!) High End-Komponenten zielen zwar auf den Stereo-Markt, profitieren in mancherlei Hinsicht aber von Anthems Erfahrung und Technologien im Sektor Home Cinema.

Als Wesenskern eines typischen Home-Cinema-Receivers gilt eine äußerst umfassende Ausstattung. Diese Philosophie lebt auch der STR Integrated vor. Hochpegel-Eingänge sind fünffach zu finden: Cinch (4 x) und XLR symmetrisch (1 x). Zusätzlich gibt es zwei separate Phono-Inputs, getrennt für MM- und MC-Tonabnehmer. Ausgangsseitig offeriert der Kanadier zwei Subwoofer-Buchsen sowie einen geregelten und einen ungeregelten Stereo-Ausspielweg. Nicht minder üppig fällt die S/PDIF-Digitalsektion aus: je 2 x Koaxial und Optisch plus 1 x AES/EBU verarbeiten PCM-Signale bis 24 Bit/192 Kilohertz. Der asynchrone USB-B-Port akzeptiert darüber hinaus auch Material in 32 Bit/384 Kilohertz inklusive DSD (maximal 5.6 MHz).

Zu dieser beeindruckenden Anschlussvielfalt gesellt sich ein Feature, welches in der Heimkino-Sparte seit über einem Jahrzehnt zum unabdingbaren Standard zählt, im Bereich der hochwertigen stereophonen Musikwiedergabe aber erst jetzt an verdienter Relevanz gewinnt: die Raumeinmessung oder Raumkorrektur. Wobei diese beiden handelsüblichen Begriffe nicht glücklich gewählt sind. Man misst natürlich weder den Raum ein noch korrigiert man ihn, sondern analysiert dessen akustische Auswirkungen am Hörplatz und verändert daraufhin via komplexer Rechenvorgänge – unter anderem – die Entzerrung im Verstärker. Das Ziel: die einfärbenden Anteile des Raums am Gesamtklangbild reduzieren. Anthem propagiert hierfür die proprietäre Lösung ARC Genius. Diese Software liegt in dritter Version vor und findet auch Verwendung bei Produkten von Paradigm und Martin Logan, die zum gleichen Dachkonzern gehören. Da die Kanadier im Rahmen ihres Heimkino-Fokus bereits 2008 eine Ursprungsversion der Anthem Room Correction veröffentlichten, dürfen wir diesbezüglich von außergewöhnlich hoher Expertise ausgehen, die in überzeugenden Ergebnissen bei geschmeidiger Funktionalität münden sollte.