Beim ersten Blick auf die Kabel aus dem Hause True Colours Industries fällt mir mein früher Erkenntnisgewinn zu diesem Thema wieder ein. Meine »HiFi-Sozialisierung« fand in einer Zeit statt, in der viele Lautsprecher noch mit Litze verkabelt wurden, 0,75 Quadratmillimeter Querschnitt waren der Standard. Mit einem Lautsprecherkabel dieser Kategorie hatte ich damals auch die Canton Quinto 510 angeschlossen. Aus Neugier probierte ich irgendwann eine 2,5-Qudratmillimeter-Stegleitung von drei Meter Länge aus, auf der erstmals das Kürzel »OFC« zu lesen war, was nichts mit einer Fußballmannschaft aus Offenbach zu tun hatte, sondern für »Oxygen Free Copper« steht. Dieses reinere, weil sauerstofffreie Kupfer sollte eine bessere Leitfähigkeit besitzen. Nachdem ich die Kabel getauscht hatte, hörte sich die »Telegraph Road« von den Dire Straits in vielen Aspekten anders an: Die Abbildung war räumlicher, der Hochton klang weniger aggressiv, aber vor allem war der Tiefton druckvoller, während er gleichzeitig weniger aufgedunsen wirkte. Seit 1981 steht damit mein klares Urteil wie in Stein gemeißelt: Kabel können Klangunterschiede verursachen.

Seit diesen ersten Experimenten hat sich der Kabelmarkt schnell weiterentwickelt. Waren die Verbindungsleitungen ursprünglich nur Teil des Zubehörmarkts, haben sie heute in Teilen Komponentenstatus erlangt. Aber auch hier gilt es, sorgfältig die Spreu vom Weizen zu trennen. Für i-fidelity.net steht vorrangig die Klangqualität im Fokus. Dabei kann man sich der Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln nähern: entweder mit dem Hinweis, dass Kabel zwar Einfluss auf die Wiedergabe haben, dieser jedoch wahlweise homöopathisch, marginal und damit zu vernachlässigen sei; oder man denke an Trüffelöl, bei dem ein einziger Tropfen den gesamten Geschmackseindruck verändern kann. Schlussendlich muss, wie immer im Leben, jeder für sich selbst einordnen, welchen Stellenwert er Kabeln in seiner Anlage einräumt. Und, das ist für uns die spannendere Frage, ab welchem Punkt sich der Einstieg lohnt.

Hier kommt nun True Colours Industries ins Spiel. Seit gut drei Jahrzehnten fertigt das nordirische Unternehmen in der 20 Kilometer südwestlich von Belfast gelegenen Stadt Lisburn unter anderem Verbindungen sowohl für die digitale als auch die analoge Signalübertragung. Von aufgeblasenem Marketing und hyperaktiven Modellwechseln hält bei TCI niemand etwas, hier ticken die Uhren anders. Alle Kabel werden laut eigener Aussage unter der Neutralitätsprämisse gefertigt. Dafür benutzen die Nordiren qualitativ hochwertiges Ausgangsmaterial und betreiben damit seit 1993 intensives »sound engineering«, also Klangtuning, das sich über unterschiedliche Materialien, Verseilungstechniken und die Steckkontakte definiert. Ein weiteres, vielleicht entscheidendes Markenzeichen ist seit Jahr und Tag die im Vergleich zu Wettbewerbern defensive Preisgestaltung. Wir haben uns für die Tests mit dem Tiger II-Cinch (1 Meter, 130 Euro) und dem Tiger II-Lautsprecherkabel (2 x 3 Meter, 280 Euro) eingedeckt.