Dabei zeigte sich der M1 als sachverständiger Reproduzierer digital gespeicherter Musik, indem er die etwas melancholisch eingefärbte Stimmung auf dem 1970er-Album »Stone Flower« von Antonio Carlos Jobim passgenau ins Ziel brachte: Die Streicher wirken wie gefordert milchig bis samten, Schlagwerk und Gitarre hingegen durchaus brillant und silbrig. Auffällig auch die Präzision in der Wiedergabe der sehr beweglichen Bass-Beiträge von Ron Carter. Die spezielle Räumlichkeit in den Arrangements des Bossa-Nova-Maestros schickte der chinesische Streamer ebenfalls akkurat durch die Verkabelung. Auch bei deutlich lebendigerem Material blieb der Munich M1 stets am Ball: Den unwiderstehlichen Groove auf dem Album »Abrada« der japanischen Afrobeat-Kapelle Ajate fängt der Streamer perfekt ein – auch weil er im Bassbereich wieder nicht schüchtern unterwegs ist. Das Auflösungsvermögen leidet darunter keineswegs: Die komplexen Perkussion-Verwicklungen in den Mittellagen knüpft der Silent Angel sehr sauber auf.
Erst als ich meinen Musical Fidelity MX DAC via USB-Audio Out ins Spiel brachte, zeigte sich, dass in der finalen Wandlung noch Luft nach oben ist. Bei der wunderbaren Coverversion des Talking-Heads-Titels »Listening Wind« vom The Specials-Album »Protest Songs 1924 - 2012« spielten sich vor allem die Aspekte Feinstofflichkeit und Dreidimensionalität in den Vordergrund, wenn der M1 nur als Transport agierte und dem externen Gerät die Konvertierung überließ. Aber man beachte, dass der Musical Fidelity MX DAC samt eigenem Zusatznetzteil plus eingesetztem QED Reference USB-Kabel in etwa soviel kostet wie der Munich M1 alleine. Man muss sich schon in diese Preisregionen bewegen, um den integrierten D/A-Converter des Silent Angel-Streamers signifikant zu übertreffen. Diese Erkenntnis belegt aber auch, wieviel Potential in dem Gerät steckt.
Am externen DAC erweist sich die nächste Upgrade-Option als sinnvoll: der Austausch des mitgelieferten Schaltnetzteils durch das Forester F1 Linear-Netzteil. Dieses tut schon seit Monaten verlässlich Dienst an meinem Bonn N8 Network-Switch und war deswegen leicht miteinzubeziehen. Zumal es einen zweiten Versorgungsport von 5V/2A anbietet, der genau den Anforderungen des Munich M1 entspricht. Und tatsächlich kann ich einen Mehrwert konstatieren: Durch das Netzteil gewinnt der Streamer an klanglicher Finesse. Insbesondere in den Bereichen Durchhörbarbeit, Feindynamik und Öffnung des Raumes. Das Forester F1 ist ein weiterer Baustein zur sukzessiven Optimierung. Ein cleverer Schachzug der Chinesen, die auch noch spezielle Netzkabel (»Bastei«) für diese Verbindung entwickelt haben.
Dass der kleine Silent Angel Munich M1 derart »gepimpt« tatsächlich selbstbewusst im Konzert der »Erwachsenen« mitspielen kann, bewies er kürzlich in meinem Test des exzellenten Canor DAC 2.10. Dort übernahm er in einem avancierten Setup als reiner Datenlieferant die Bereitstellung der Audio-Daten und lieferte einen hervorragenden Job ab. Für solche Aufgaben in einem High-End-Umfeld oder bei bereits vorhandenem DAC bietet Silent Angel den M1 auch als reinen Transporter ohne integrierten D/A-Wandler an. Dann trägt er die Bezeichnung M1T und kostet je nach RAM-Ausführung bis zu 570 Euro weniger. Andererseits zeigte sich in meiner Zeit mit dem Munich M1 auch, dass man mit der hier getesteten Version auf einem sehr guten Niveau starten und sich dann sukzessive – durch Linear-Netzteil, externen DAC, optimale Verkabelung – in höchste Klangweihen vorarbeiten kann. Der kleine Streamer bringt beste Voraussetzungen für stetiges Wachstum mit, macht aber bereits jetzt vieles richtig.