Bei der Funktionalität gab es demzufolge nichts zu bemängeln, in Sachen Praxistauglichkeit hingegen ist bei VitOS noch Luft nach oben. Als optimierungsbedürftig erwies sich der Findungsweg zum File. Ohne Suchfunktion und Alphabet-Index musste ich schon bei einer mittelgroßen Musik-Bibliothek intensiv scrollen, um das gewünschte Album für das Abspielen zu entdecken. Das komfortable Erstellen persönlicher Wiedergabelisten und selbst zu definierender Favoriten ist derzeit ebenfalls nicht im Angebot. Auch im Falle der Internetradio-Ausstattung glänzt nicht alles golden, weil zwar Themen- und Stilbereiche sortiert sind, man aber beispielsweise keine hiesigen Radioprogramme vorfindet. Hier verspricht Silent Angel die baldige Integration des »TuneIn«-Musikdienstes, womit diese Baustelle abgebaut wäre. Bei Digital-Audio-Komponenten ist die Feature-Entwicklung halt immer »im Fluss«. Ich vertraue hier dem Hersteller, denn während der mehrwöchigen Residenz des Munich M1 in meinen Räumlichkeiten versorgte Silent Angel das Gerät kontinuierlich mit Firmware- und Feature-Updates. Auf Nachfrage des deutschen Vertriebs IAD verkündeten die chinesischen Entwickler beispielsweise, dass die Implementierung der Such-Funktion für April eingetaktet ist.

Wer auf solch sukzessives Optimieren nicht warten möchte, hat derzeit zwei Optionen. Da der kleine Streamer den DLNA/UPnP-Standard unterstützt, habe ich alternativ die bewährte kostengünstige iOS-App mconnect HD eingesetzt. Dort wurde das Silent Angel-Gerät umgehend als Wiedergabe-Adressat identifiziert. Hierüber war sowohl eine bequemere Suche im File-Fundus als auch das niedrigschwellige Erstellen von Playlists und Definieren von Favoriten möglich. Android-User könnten die ähnlich gelagerte BubbleUPnP-Software versuchen.

Aus dem Vollen schöpfen

Den maximalen Komfort erlangt man über die Einbindung des kleinen Streamers in das Roon-Universum, welches jedoch ein kostenpflichtiges Abonnement und einen als Roon Core-definierten Computer/Server erfordert. Der Munich M1 ist »Roon Ready« zertifiziert, wird somit von der Roon-Software als »Endpunkt« erkannt. In diesem Modus liefen die meisten meiner Hörtests. Über den Roon-Umweg lassen sich auch MQA-Dateien abspielen. Der Streamer selbst bietet kein erstes »Unfolding« an, diese Aufgabe muss die Player-Software übernehmen. Da das Gerät über USB ansonsten hochauflösende Daten bis zu 768 Kilohertz (PCM) und DSD 256 verarbeitet, konnte ich immer aus dem Vollen schöpfen.