Musik hören mit der Revel Concerta M12

Der Zufall sorgte dafür, dass uns beim Hörtest die LP »Berlin« von Barclay James Harvest zuerst in die Hände fiel (Polystar 2475 554). Flugs war die Scheibe auf dem Clearaudio Innovation platziert, und über die Stationen Lehmann Audio »Decade« und Audionet SAM ging es dann per Cardas Quadlink zur Revel Concerta M 12. Fünf lange Stücke hat man die B-Seite schon genossen, dann kommt der Höhepunkt »Hymn«. Plastisch und klar gelingt die Abbildung. Dabei überzeugt, dass Instrumente, Stimme und Publikum zwar klar voneinander getrennt präsentiert werden, aber dennoch ein großes Ganzes ergeben. Dass das Schlagzeug flach klingt, liegt daran, dass die Aufnahme über 25 Jahre alt ist. Hier zeigt sich die Revel nicht von der diplomatischen Art, was in diesem Zusammenhang natürlich ein Kompliment ist. Dann darf Carol Kidd auftreten. »All My Tomorrows« in der 20th Anniversary Edition (Linn Records AKH 157) ist so oder so ein musikalischer Genuss. Doch so wie es nun über die M12 tönt, hat es Suchtpotential. Jedes noch so kleine Atemgeräusch, das Zupfen der Saiten und die holografische Abbildung der Stimme machen das Arbeiten schwer und das Träumen leicht. Bei »I Thought About You« bekommt man per Revel ein intimes Miteinander mit Carol Kidd, denn die Wiedergabe überzeugt nicht nur tonal, sondern auch atmosphärisch. Eine Eigenschaft, die uns von Lautsprechern dieser Preisklasse bisher nicht bekannt war. Einschränkend sei gesagt, dass die M12 dafür auf dem passenden Ständer montiert sein muss – findet sie in einem Regal ihren Platz, verfliegt dieser akustische Zauber.

Zurück auf die Füßen darf sich die Amerikanerin jetzt mit Pat Metheney vergnügen. Auf »The Way Up« ist »Part One« Ausgangspunkt für eine fast 27 Minuten dauernde Klangreise. Wer bis jetzt noch nicht vollends von der Revel überzeugt ist, wird ihre Qualitäten spätestens hier schätzen lernen. Monumental – diese Tiefton-Performance ist bei einem so kleinen Gehäuse nicht unbedingt zu erwarten – auf der einen und zierlich und zerbrechlich mit den feinen Tönen von Gitarre und Klavier auf der anderen Seite – die Revel beherrscht das Spektrum zwischen Bass und Hochton ohne Über- oder Untertreibungen.

Kann und darf man Madonna mit einem solchen Lautsprecher hören? Man muss! »4 Minutes«, sonst immer nur im Autoradio oder in der Diskothek gehört, entwickelt mit der Revel eine Wucht, die ebenso bestechend ist wie die Tatsache, dass die Kontrolle auch bei höheren Pegeln nicht verloren geht. High End und Spaß schließen sich nicht aus, die Revel Concerta M12 ist der Beweis. Voraussetzung für dieses Vergnügen ist allerdings, dass die vorgeschaltete Elektronik ebenfalls über musikalisches Potential verfügt. Produkte, die diese Eigenschaft erfüllen, kommen beispielsweise aus den Häusern Arcam, Cambridge Audio oder Leema Acoustics.