Wert und Anspruch der verbauten Technik dokumentiert bereits der 25-Millimeter-Hochtöner. In seinem Zentrum befindet sich ein spitzer Kegel, der das gebündelte Abstrahlverhalten dieses Chassis aufbrechen soll, um so für einen guten Stereoeindruck an mehr als einem Hörplatz zu sorgen. Diese Art der Kalottenkonstruktion findet sich normalerweise nur in deutlich teureren Lautsprechern. Doch die Amerikaner haben ihr Pulver damit längst noch nicht verschossen. So irritiert der Blick auf den für den Frequenzbereich unter 2.700 Hertz zuständigen 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner zunächst: Die mit einem Schaumstoffkern ausgestattete Membran schaut so aus, als ob ein Raubtier mit gespreizten Krallen zugeschlagen hat. Diese »Turbinengeometrie« soll für eine Resonanzminimierung sorgen und damit folglich eine klarere Abbildung ermöglichen. Damit das Zusammenspiel der beiden Chassis nahtlos funktioniert, hat Polk-Mitentwickler Scott Orth mit Software und Ohren intensiv an der Frequenzweiche getüftelt.

Auf Störungsarmut getrimmt

Die Bassreflexöffnung der R100 ist nicht einfach nur ein Loch im Gehäuse. Auch sie erinnert optisch an das Triebwerk eines Flugzeugs. Grund ist ein Stab, der mehrere unterschiedlich lange geschlossene Röhren enthält, der in das Zentrum der Öffnung eingelassen ist. Diese Konstruktion ist auf die Eigenresonanzen des Gehäuses und die Strömungsgeräusche des Bassreflex-Ports abgestimmt und soll diese bei ihrem Auftreten deutlich verringern. Bei Messungen soll das Verzerrungsspektrum nach Angaben von Polk deutlich niedriger ausfallen als bei herkömmlichen Ausführungen. Für den Anschluss der Lautsprecherkabel steht ein solides Single-Wiring-Terminal zur Verfügung. Im Hörraum wartete der Vollverstärker Magnat MA900 auf die Polks, die auf Stativen leicht eingewinkelt zum Hörplatz standen.

Joy Denalane hat vergangenes Jahr ihr Album »Let Yourself Be Loved« beim Motown-Label veröffentlicht. Das ist richtig gute Musik, die mit wuchtigen Bläsern und Streichern überzeugt und ein Klangbild erzeugt, das automatisch zu einer Zeitreise einlädt. Alle Instrumente sind um diese fantastische Stimme arrangiert, welche die R100 tadellos ins Zentrum projiziert. Wobei zwei Dinge sofort bestechend sind: Da ist zum einen der Raum um Stimme und Instrumente, der ein wunderbares Maß an Luftigkeit bietet. Des Weiteren trägt der elastisch laufende Bass zum Genuss bei. Dabei trumpft er keineswegs übertrieben auf, sondern fällt eher durch seine Geschmeidigkeit auf. Zudem zeichnet sich in diesem frühen Stadium des Hörens bereits ab, dass die Polk es mit akustischen Kleinigkeiten sehr genau nimmt.