Auf den ersten Blick scheint der A-70DA genau in das Beuteschema ebenso preisbewusster wie klangorientierter Kundschaft zu passen: Ein Lautstärkeregler im XL-Format und eine dicke Frontplatte wirken sofort vertrauensbildend. Stattliche siebzehn Kilogramm Gewicht sprechen erst recht für gehobene Qualität, doch eine Klangregelung wirft erste Zweifel an der Zielrichtung dieses Boliden auf. Obendrein hat der A-70DA sogar eine Loudness-Taste und einen Vorstufen-Eingang, um ihn als Endverstärker in Surround-Setups einzusetzen. Ist der Traum vom preiswerten, auf bestmögliche Klangqualität ausgerichteten DAC-Amp an dieser Stelle bereits ausgeträumt?

Audiophile Idealisten können erst einmal aufatmen, denn neben den Bedienelementen für besagte Funktionen findet sich unter anderem auch eine »Direct«-Taste, die einen besonders »kurzen Draht« zwischen Eingang und Ausgangsstufe herstellt, indem sie sämtliche Regelungen umgeht. Obwohl sie auch die Einstellung der Balance verhindert, lohnt es sich, diese Funktion grundsätzlich zu nutzen, denn der kürzere Signalweg macht sich klanglich durchaus bemerkbar – der A-70DA klingt dann noch transparenter und griffiger. Falls die Raumakustik geringfügig die Mitte verschiebt, kann man einen Lautsprecher wenige Zentimeter weiter hinten als den anderen positionieren; die Einwinkelung und die Seitenabstände sollten allerdings exakt gleich gehalten werden.

Serienmäßig gehört auch ein Phono-Modul zur Ausstattung des A-70DA, das für MM- und für MC-Tonabnehmer geeignet ist. Die Umschaltung zwischen diesen beiden Vorverstärkungsmodi erfolgt bequem an der Gerätefront; die Standard-Abschlusswerte von 47 Kiloohm und 100 Ohm sind festgelegt. Das geht für einen Vollverstärker in dieser Preisregion vollkommen in Ordnung, zumal die meisten Tonabnehmer mit diesen Werten bestens zurechtkommen und wohl niemand in dieser Kombination einen besonders anspruchsvollen Tonabnehmer-Exoten betreiben wollen wird. Die Klangfarbenentfaltung und energiereiche Spielfreude meines Denon DL-103 R, das mit seinem Verkaufspreis von 380 Euro sicherlich im oberen Bereich preislich zum A-70DA passender Abtaster liegt, konnte dessen integrierte Phono-Entzerrung voll zur Geltung bringen und so deutlich zeigen, dass Pioneer hier mehr als eine Alibi-Lösung implementiert hat.

Während auch die großen Drehregler für die Klangregelung und die Eingangswahl zu den markanten Gesichtszügen dieses Verstärkers zählen, sind die Bedienelemente für sekundäre Funktionen als kleine Tasten ausgeführt, die fast bündig, aber gut mit der Fingerspitze erreichbar, in die Front eingepasst sind. Mit ihnen lässt sich neben den eingangs angesprochenen Funktionen der Lautsprecherausgang wählen, wobei auch beide Terminals parallel aktiviert werden können. Darüber hinaus ermöglicht die »Attenuator«-Taste eine leichte Absenkung des Gain, um den Wiedergabepegel bei sehr niedrigen Lautstärken – die als Markierung dienende Kerbe im massiven Aluminium-Regler steht dann zwischen der Sieben- und der Acht-Uhr-Position – feiner justieren zu können. Bei lauten Digitalquellen kann das sehr hilfreich sein, schließlich kommt es auf winzige Abstufungen an, wenn man eine ganz leise, hintergründige Atmosphäre schaffen will. Diese Art Musik zu genießen, funktioniert mit dem A-70DA auch abgesehen von seiner Gain-Einstellung wunderbar, denn er braucht keine vordergründige Präsenz, um entscheidende Feinheiten wirken zu lassen.