Keine Frage, die Auswahl bei Lautsprechern in der 500-Euro-Klasse ist riesig, sogar Standlautsprecher kann man dafür schon kaufen. Vor allem in dieser Kategorie bekommt der Hörer aber vielfach mehr zu hören, als ihm lieb ist. Da tönen die dünnen Gehäuse mit und verfärben dadurch das Geschehen bis zur Unkenntlichkeit. Da donnert es im Tiefton, ganz egal ob Schlagzeug oder Bass – man kann es selten unterscheiden. Musikhören mit Genuss ist mit solchen »Boxen« ausgeschlossen. Gegenteiliges gibt es indes zu berichten, wenn beispielsweise mit einer Paradigm Monitor SE Atom gehört wird: Sie kann das Frequenzspektrum aufgrund ihrer Abmessungen zwar nicht bis in die unterste Oktave übertragen, aber andererseits fügt sie der Musik auch nichts hinzu.

Im Hörraum spielen die Monitor SE Atom auf einem siebzig Zentimeter hohen Ständer, der gut 20 Zentimeter vor der Rückwand platziert ist, auf. Maybebop ist ein A-capella-Pop-Quartett, dessen Musik nur dann zur vollen Entfaltung kommt, wenn die Lautsprecher verfärbungsfrei agieren. Erstaunlich, wie glaubhaft die Paradigm mit den Stimmen umgeht, nicht nur tönen diese realistisch, nein, auch die räumliche Abbildung ist sensationell. Um diesen Eindruck zu erzielen, muss mit der Einwinkelung gespielt werden. Im i-fidelity.net-Hörraum konnte man die nach innen zeigende Seite des Gehäuses soeben noch erkennen. Dann erhalten wir einen verblüffenden akustischen Blick in die Tiefe, den es in dieser Preisklasse eigentlich nicht gibt.

Ein Höchstmaß an Klarheit

Der Atom ist hoch anzurechnen, dass sie nicht einmal im Ansatz dazu neigt, dünn zu klingen. Das Gegenteil ist der Fall, denn die »Kleine« spielt sehr erwachsen. So beginnen die »Lessons« des Cinematic Orchestra mit einem leise tontropfenden Keyboard, das um marschierendes Schlagzeug ergänzt wird. Schließlich gesellt sich noch ein tiefer Bass hinzu, der bei diesen Lautsprechern gut zu hören ist. Dass er nicht für flatternde Hosenbeine sorgen kann, ist logisch, aber dafür dröhnt es auch kein bisschen, und es gibt auch keinerlei Unsauberkeiten zu vermelden. Faszinierend gelingt der zierlichen Paradigm die Abbildung des Raumes: Das Geschehen löst sich wunderbar von den Lautsprechern, und die imaginäre Bühne ist gut wahrnehmbar.

Auch mit »Over The Rainbow« in einer gefühlvollen Interpretation von Al Di Meola bereitet die Atom SE ein eindrucksvolles Hörerlebnis. So kommen die Nuancen der filigranen Saitenbehandlung am Hörplatz an, begleitende Streicher tönen voll und der Bass liefert das Fundament. Doch nicht nur das technische Können des Ausnahme-Gitarristen kommt beim Hörer an, sondern auch das Maß an Emotionen ist zu spüren, das die Aufnahme begleitete. Das ist die Kunst der Verführung, die nur wenige Lautsprecher beherrschen. Im Vorbeigehen oder nur flüchtig hören wird mit einer Paradigm Monitor SE Atom schwerlich funktionieren. Denn die klangliche Performance ist faszinierend attraktiv und zieht einen magnetisch in die Musik. Und das zu diesem Preis – einfach unglaublich.