Da fällt es dem Musikgenießer leicht, sich auf das Wesentliche in der Musik zu konzentrieren. Hinzu kommt, dass der Supernait wie ein richtig großer Verstärker klingt. Die Darstellung eines großen Symphonieorchesters gelingt genauso selbstverständlich und mit der ihm eigenen Wucht, wie andererseits auch der Steinway von Keith Jarrett als das präsentiert wird, was er ist: ein riesiges Musikinstrument, das locker in der Lage ist, auch große Konzertsäle ganz allein mit Musik zu füllen.

Die Mitten sind seit jeher eine Paradedisziplin der Verstärker aus Salisbury. Das trifft auch auf den Supernait zu: Stimmen, etwa Madonna auf »Confessions On A Dance Floor«, kommen mit einer Akkuratesse und (im Falle von Mrs. Ciccone) mit so viel Sex-Appeal herüber, dass wirklich keine Wünsche offen bleiben. Selbstverständlich zeigt der Naim auch auf, dass diese Pop-Scheibe keinesfalls einen audiophilen Sonderstatus für sich in Anspruch nehmen darf. Sei’s drum: Der Supernait macht auch hier nur Freude, indem er die unschönen Seiten einer Aufnahme zwar nicht verschweigt, sie aber auch nicht gnadenlos ans Licht zerrt. So spürt er auch auf nicht ganz geglückten Aufnahmen der Musik und ihren Inhalten nach.

Im Hochtonbereich ist alles da, obgleich das allerletzte Funkeln von Triangeln und Hi-Hats seinen größeren (und teureren) Brüdern vorbehalten bleibt. Das wäre ja auch noch schöner, wenn der Supernait das ebenso gut könnte… Was er aber auf jeden Fall mit ihnen gemeinsam hat, ist diese wunderbar bruchlose Homogenität, die schlussendlich jede kleinliche Erbsenzählerei als überflüssige Übung entlarvt. Daher halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass es den Käufern des Naim Audio Supernaits ähnlich gehen wird wie mir: Man schließt ihn an, erfreut sich fortan an einer Musikwiedergabe auf hohem Niveau und vergisst ihn nach einer gewissen Zeit. Er ist einfach wie selbstverständlich da und verstärkt – egal ob analog oder digital – die ihm überantworteten Signale eben immer den Inhalten der Musik verpflichtet. Und ist es nicht genau das, was wir von einem richtig guten Verstärker erwarten?