Der »Supernait«, der mit einer für Naim-Geräte untypischen Ausstattung prunkt, soll alles noch viel besser machen als die aktuelle Inkarnation des Nait – der 5i. Er ist jedoch mit 3.500 Euro auch erheblich teurer zu bezahlen. Damit steht von vorneherein fest: Der Supernait ist keineswegs für den High-End-Einsteiger gedacht. Dafür ist er schlichtweg zu kostspielig. Andererseits kann man bei Naim Audio für eine vergleichbare Summe bereits eine gestandene Vor-/Endstufen-Kombination (zum Beispiel NAC 202 samt NAP 200) erwerben, die somit für die gleiche potentielle Kundschaft wie der Supernait in Frage kommt. Was sollte einen also dazu bewegen, sein Geld lieber in einen Vollverstärker zu investieren?

Dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass sich die Ansprüche und Bedürfnisse der Kunden an Stereoanlagen in den letzten 25 Jahren signifikant verändert haben. Anfang der 1980er-Jahre haben viele HiFi-Fans ohne Rücksicht auf die Innenarchitektur Komponenten verschiedener Hersteller miteinander kombiniert, die im Einzelfall auch auffallend hässlich sein durften. Denn sind wir mal ehrlich: So richtig schön waren die Naim-Geräte der ersten Generation mit ihrem grau-schwarz-silbernen Outfit nicht wirklich. Aber wir haben nicht die 80er, ja nicht einmal mehr die 90er-Jahre. Wir sind im dritten Jahrtausend nach Christi Geburt angekommen, und es gibt heute neben Plattenspielern, vereinzelten Cassettenrecordern und Tunern viele weitere, vor allem digitale Quellengeräte, die Anschluss suchen. Weiterhin kann sich nicht jeder Musikliebhaber mit der reichhaltigen Palette an Vor- und Endstufen, externen Netzteilen und gegebenenfalls Aktivweichen anfreunden, die Naim in den höheren Preisklassen anbietet. Zu viele Geräte, zu hoher Stromverbrauch, zu viele Kabel, zu großer Platzverbrauch und überhaupt viel zu viel Aufwand für den eigentlich simplen Wunsch, einfach nur ein bisschen besser Musik zu hören, als dies bereits mit dem kleinen Nait möglich ist.

Der Supernait zeigt schon mit seinem Äußeren, dass er willens und in der Lage ist, diese gewachsenen Ansprüche zu erfüllen. Sein Gehäuse entspricht sowohl bezüglich der Abmessungen als auch der hervorragenden Verarbeitungsqualität den großen Geräten des Herstellers aus dem englischen Salisbury. Auf den ersten Blick könnte man den Supernait sogar mit der Vorstufe NAC 282 verwechseln. Die beiden für Naim typischen großen Drehregler – einer für die Lautstärke und einer für die Balance – nebst der Doppelreihe mit je sieben (bei der NAC 282 sind es deren acht) leuchtend grün umrandeten Drucktastern sowie das unvermeidliche, ebenfalls grün hinterleuchtete Naim-Logo sprechen eine ganz eindeutige Formensprache. Die lässt die Kundigen den Supernait schnell als das identifizieren, was er ist: ein waschechter Naim der gehobenen Preisklasse mit Ambitionen auf eine Mitgliedschaft in der elitären »Reference Series« des Herstellers.

Einen ersten Hinweis auf die ungewöhnlich üppige Ausstattungspalette geben die beiden Mini-Klinkenbuchsen rechts unten auf der Frontplatte. Sie ermöglichen den Anschluss eines Kopfhörers, der über einen eigenen Verstärker angesteuert wird, sowie eines externen Quellengeräts. Dieses kann entweder analoge oder digitale Signale an den Supernait weiterreichen, denn in dessen Innern steckt der Digital/Analog-Wandler-Baustein 1792 von Burr-Brown, der den Naim in die Lage versetzt, mit DVB-Tunern, iPods und Ähnlichem ohne Umwege digital zu kommunizieren. Für Interessenten, die nun möglicherweise etwas verschreckt zucken, kann ich aber Entwarnung geben: Der D/A-Wandler ist nur dann aktiv, wenn er tatsächlich gebraucht wird, und er wird selbstverständlich separat mit Strom versorgt. Dessen ungeachtet kann man den Supernait auch einfach nur auspacken und ihn entweder über seine DIN-Buchsen mit einem CD-Spieler beziehungsweise Tuner von Naim verbinden oder über die gängigen Cinchbuchsen alle anderen Gerätschaften anschließen.