Immer kompakter, immer digitaler, immer vielfältiger – so verläuft die zeitgemäße Entwicklung im Bau von Unterhaltungselektronik. Da zuckt man im englischen Wembley nur höflich mit den Schultern und verweist lakonisch auf ein »We do it differently here...«. Die beiden Musical-Fidelity-Modelle M2si und M2scd sind der komplette Gegenentwurf zu den grassierenden »All-In-One«-Feature-Zwergen. Das wird schon in dem Moment erlebbar, als der DHL-Bote zwei gewaltige und gewichtige Kisten in den zweiten Stock wuchtet, die ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben haben. Mein erster Gedanke: viel Holz fürs Geld. Was sich nach dem Auspacken bestätigt, denn die beiden Komponenten sind gehörig raumgreifend, zu der klassischen 44er-Breite gesellt sich eine nicht unerhebliche Gehäusetiefe von 36 Zentimetern (plus Regler und Buchsen). Das macht schon mal was her – und braucht entsprechend Platz im Rack! Auch Materialwahl und Gestaltung beeindrucken: eine fünf Millimeter dicke, sauber eloxierte Aluminium-Frontplatte mit angephasten Abschlüssen, der große satt laufende Volumenregler, ebenfalls metallene Tipp-Tasten – alles makellos verarbeitet. Die beiden Audio-Geräte wirken definitiv teurer als sie sind.

Wo aber haben die britischen Ingenieure gespart? An der Ausstattung. So verfügt der Verstärker M2si weder über Phono-Eingang noch D/A-Wandler. Wer das inkludiert möchte, darf bitte auf den größeren Bruder M3si zurückgreifen. Der M2si ist jedoch so aufgebaut, dass alle derartigen Anforderungen nach Bedarf extern nachgelegt werden können. Mit sechs Hochpegel-Eingängen (RCA), dem fixen Tape-Out sowie einem geregelten Line-Out erfüllt er alle notwendigen Voraussetzungen für eine punktuelle Erweiterung je nach Bedarf. Zumal eine solche separate Zulieferung durch einen externen DAC oder Phono-Pre ohnehin den Königsweg zum klanglichen Optimum darstellt. Gerade Musical Fidelity hat hier in den Serien V90, LX und MX einige außerordentlich leistungsfähige und vernünftig ausgepreiste Kandidaten im Portfolio. Das macht aber alles nur Sinn, wenn der eigentliche Verstärker auch »liefert«. Und diesbezüglich ist man in bewährter Musical-Fidelity-Tradition trotz des eng gesteckten Preisrahmens keine Kompromisse eingegangen. Es beginnt schon bei den Klangreglern. Die fehlen nämlich, weil sie der puristischen Schaltungsphilosophie der Engländer entgegenstehen. Hier will man einerseits deren Bauteile-Einfluss unterbinden, strebt aber vor allem den kürzest möglichen Signalweg an – wozu auch die SMD-Platinentechnik mit ihrem verringerten Platzbedarf wesentlich beiträgt.

Der M2si basiert auf den gleichen Maximen wie die testerprobten teureren Modelle des Hauses. Der Vorverstärker arbeitet durchweg in Class-A und erfährt eine individuelle Stromversorgung. Die Endstufe ist als Class-A/B-Schaltung aufgebaut und leistet nominell 2 x 60 Watt an 8 Ohm. Plötzlichen Leistungsanforderungen sieht sie gelassen entgegen – dank des 250 VA-Ringkerntrafos steht mehr als genug Potential zum »Nachschieben« in der Hinterhand bereit, falls anspruchsvolle Boxen entsprechende Kontrolle einfordern. Im Prinzip handelt es sich bei dem M2si laut Aussage des Herstellers um zwei separate Komponenten (Vorstufe und Endverstärker), die nur gemeinsam in einem Gehäuse zusammengefasst sind – und dabei so weit wie möglich voneinander räumlich abgegrenzt wurden.