Wohlklang-Faktor

Für einen ersten guten Klangeindruck sorgte die kompakte McGee-Anlage jüngst bei meinem Test der Dali-Boxen Spektor 2, wo das Duo die höchst erstaunliche Qualität der ausnehmend preiswerten Lautsprecher aus Dänemark überzeugend darstellen konnte. Jetzt aber kommt mit den Canton Chrono 513 ein Lautsprecherpaar ins Spiel, dessen Preisklasse von 700 Euro eher der klassischen Budget-Verteilung innerhalb eines HiFi-Systems entspricht.

Auffällig sowohl bei der Dali Spektor 2 als auch bei der Canton Chrono 513 wird umgehend die nicht optimale Auslegung des Legend-Lautstärkereglers. Wenngleich beide Speaker-Paare allenfalls eine mittlere Empfindlichkeit aufweisen, erreicht man – egal ob digitale oder analoge Signale anliegen – bereits bei einer Stellung von »10 Uhr« einen Pegel, der zur Party-Beschallung taugt. Danach tönt es sehr schnell für die gängige heimische Nutzung deutlich zu laut, sodass leicht ein Eindruck von Anstrengung entstehen kann, die der entspannten Grundidee des Verstärkers diametral entgegen steht. Zudem werden so zwei Drittel des potentiellen Regelbereichs verschenkt, um die persönlich bevorzugte Lautstärke präzise dosieren zu können.

Ungeachtet dieser etwas kniffeligen Einpegelung an der klassischen Zweiwege-Box von Canton erfüllen sich beim eröffnenden Titelstück von Danilo Perez' Album »Across The Crystal Sea« sogleich alle Erwartungen, die man an einem Hybrid-Verstärker mit Röhrensektion in der Vorstufe haben darf:  Die reichhaltigen Streicher-Arrangements von Claus Ogermann werden butterweich dargeboten und schwelgen herzerweichend im breit und hoch aufgezogenen Raum. Auch der große Flügel perlt überaus angenehm aus den Lautsprechern. Dennoch versinken wir nicht nur in einem musikalischen Schaumbad; die begleitenden Schläge auf dem Ride-Becken werden durchaus pointiert mit federndem Impetus übertragen und verlieren nichts von ihrem den Rhythmus antreibendem Charakter.

Stimmenwiedergabe ist naturgemäß ein Aspekt, an dem Röhren im Signalweg für Pluspunkte sorgen können. Das zeigt sich auch hier, wenn Laurie Anderson auf »My Right Eye« aus der CD „»Homeland« in ihrer typischen Art zwischen Erzähl- und Singstimme wechselt und dabei viel von dem charakteristischen Ton und der besonderen Magie der Ausnahmekünstlerin vermittelt wird. Die McGee-Kombination illustriert aber zudem präzise den beigefügten Vocoder-Anteil und muss auch nicht zurückstecken, wenn der einsetzende wuchtige Synthesizerbass sehr tief und weit ausholt. Moderne Elektronikproduktionen kann der hybride Legend-Verstärker also auch adäquat umsetzen. Er zeigt sich somit nicht nur auf die röhren-schmeichelnden, weil akustisch dominierten Musikspielarten beschränkt.

Dennoch: Wenn meine musikalischen Vorlieben ausschließlich im Bereich kraftstrotzender Stile von treibendem Techno bis hartem Metal zu finden sind, werde ich vielleicht woanders glücklicher. Wer hingegen ein stilistisch breites Spektrum im Musikschrank zu liegen hat und dieses auf angenehme, wirklich entspannte Art genießen möchte, liegt bei diesem Newcomer-Duo aus bewährtem Hause einfach richtig.