Zwei Filter – Zwei Tendenzen

Die bisherigen Höreindrücke kamen allesamt mit dem als Standard definierten Digital-Filter 1 zustande. Was ändert dann Filter 2? Zur nüchternen Analyse des Klangcharakters empfiehlt sich möglichst naturbelassene Musik, weswegen wieder einmal das wunderbare Album »Casting Nest« von Distance, Light & Sky zum Einsatz kam. Schnell wird bei den reduzierten Songs mit Gesang, Gitarre und einem bisschen instrumentalem Zierrat deutlich, dass das bisher gewählte Filter 1 das Analytischere von beiden ist, während Filter 2 in Richtung analoge Wärme tendiert, ohne aber Details zu verwaschen. Dennoch: In der Konstellation mit den unangestrengt abgestimmten KEF-Monitoren brachte mir Filter 1 den größeren audiophilen Mehrwert. Das kann aber bei anderen Lautsprechern, Räumen, Kabeln etc. wieder ganz anders ausfallen. Schön ist es, die Wahl zu haben.

Ich bleibe also bei Filter 1, um noch einmal die tiefen Frequenzen genauer auszuloten. Dabei hilft der Titel »Fish In The Sea« vom neuen Fat Freddy's Drop-Album »Bays«. Dessen treibende Bass-Schübe übermittelte der Marantz überaus mächtig, obwohl die angeschlossenen KEF LS 50 vieles sein mögen, aber sicher keine Tiefton-Weltmeister. Den vorhandenen Ausgang am HD-AMP1 für einen separaten Subwoofer braucht man wirklich nur, wenn man Mitglied der Anonymen Bass-Fetischisten ist oder mit Monster-Kopfhörern sozialisiert wurde. Denn was der Marantz aus den Mini-Monitoren an (kontrollierter!) Bassmasse herausholt, ist absolut beeindruckend. Damit nicht genug. Auch die produktionstechnischen Finessen des Tracks werden sauber herausgearbeitet. Die Wiedergabe löst sich dabei vollends von den Boxen, wobei die Bühne nicht unbedingt sehr tief, aber extrem breit und hoch verläuft.

Dieses Album der neuseeländischen Downbeat-Meister lag mir nur als Standard-16Bit-AIFF vor und klang schon hervorragend – sicher auch dank internem Upsampling. Was macht der Marantz dann erst aus realen hochauflösenden Formaten? Passend zur Jahreszeit läuft zur Erkenntnisfindung der norwegische Mood-Jazz des Hoff Ensembles mit dem Track »Blagutten« als DSD 128/5,6 MHz-Datei. Hier begeistert diese Leichtigkeit der Musikwiedergabe: Aus dem schwarzen Nichts heraus entspringt ein reiner Klang, der die kleinsten Aspekte wie leichte Anblasgeräusche der Trompete darstellt und dennoch einfach nur rundherum natürlich und harmonisch im Raum schwebt. Große Klasse.