Angenehme Analyse

Zum Hörtest habe ich den HD-AMP1 mit den auf sandgefüllten Target-Ständern residierenden KEF LS 50-Lautsprechern verbunden. Was aus zwei Gründen Sinn macht: eine realistische Kombination (passende Preisklasse) und die gleiche Grundidee (kompakte Hochwertigkeit). Da die englischen Mini-Monitore von Haus aus einen maximal mittleren Wirkungsgrad aufweisen, musste der kleine Verstärker/DAC gleich zeigen, was in ihm steckt.

Hierfür wurde der HD-AMP1 unter Zuhilfenahme eines ordentlichen Audioquest-Kabels am USB-B-Port direkt mit dem MacBook verbunden, wo er sich umgehend als Audio-Ausgabegerät zu erkennen gab. Windows-Anwender ab Windows 7 gehen den kleinen Umweg über die Installation eines zusätzlichen Treibers, der auf der Marantz-Website zum Download bereitsteht. Beim MacBook sorgt die Amarra 3.03-Player-Software für das »Unterwandern« der klanglichen Beschränkungen von iTunes und schafft so das ideale Setting für den HD-AMP1.

Eigentlich wollte ich zu Beginn der Session nur mal kurz reinhören, ob alles funktioniert – und blieb stattdessen den ganzen Abend im Hörraum hängen. Unablässig spielte ich File um File, weil der Mini-Marantz mich ob seiner Qualität fesselte. Wenn dann noch Lieblingsplatten wie »Masterpiece« von den Temptations ungeachtet der Aufnahmegüte einfach aus Spaß rausgeholt werden, dann ist das ein klares Zeichen: Hier stimmt die Basis.

Klare Kante zeigen

Konkret: Beim Track »Naive Rider« der Grandbrothers aus dem Album »Dilation« fällt sogleich die extreme Kontrolle, eine positive Gelassenheit des Verstärkers auf – und zwar durchgehend, über das ganze Frequenzspektrum hinweg. Sei es die staubtrocken dargebotene Kickdrum, die metallische Perkussion und ein beabsichtigt strenger klingender Konzertflügel im großen Hallraum plus Streicherunterfütterung – alles ist fettarm auf dem Punkt gebracht, eindeutig umrissen, aber weit weg von steril. Derartige Sachlichkeit paart sich nämlich überaus angenehm mit einer gewissen Seidigkeit im Klangbild.

Marantz schafft es einmal mehr, diese den Marantz-Geräten immer wieder gerne zugeschriebene, ausgesprochen angenehme Tonalität zu erzeugen, ohne dass sie auf Kosten der Analyse geht. Denn der HD-AMP1 hat durchaus die Fähigkeit, besonders feinsilbrig Facetten darzulegen. Was sich wunderbar bemerkbar macht bei Youn Sun Nah auf ihrer Interpretation der Johnny-Cash-Version von Nine Inch Nails' »Hurt«, wo zarteste Phrasierungen ihres betörenden Gesangs offenbart werden – das ist Gänsehaut erzeugend im schönsten Sinne.