Klare Kante

Nachdem die Boxen hinreichend eingespielt worden sind (lieber 48 als 24 Stunden!) und danach zwecks leistungstechnischer Reichhaltigkeit bei einer Vincent SP 20 - Endstufe Anschluss gefunden haben, zeigt sich die beabsichtigte charakteristische Ausrichtung der Resolution umgehend und in aller Deutlichkeit. Bei »Movement Eleven« aus der »Trialogue«-Kooperation von Bugge Wesseltoft, Henrik Schwarz & Dan Berglund werden die Einzelelemente dieser harmonischen Verbindung aus traditionellen Instrumenten und zeitgemäßer Elektronik wunderbar en detail nachvollziehbar und extrem übersichtlich auf dem akustischem Tablett serviert. Der Mittelhochton-Bereich steht im Vordergrund, schießt aber nicht über das Ziel hinaus. Denn die sehnsuchtsvolle Geige und das taktgebende Becken sind zwar wie vom Komponisten vermutlich gewünscht dominant abgebildet, befinden sich aber immer noch auf der richtigen Seite von »präsent«.

Die dynamisch anspringende Charakteristik der Fishhead-Boxen erweist sich als sehr vorteilhaft, wenn Dan Berglund im letzten Drittel des Titels beherzt in die Saiten greift und den Bass machtvoll schnalzen und knallen lässt. Dabei zeigt sich nicht nur, dass die angestrebte Präzision und Agilität über das gesamte Frequenzspektrum reicht, bis weit in den Bassbereich hinein, sondern dass der Standlautsprecher zu einem erheblichen Tiefgang in der Lage ist, ohne dabei seiner speziellen Eigenschaften verlustig zu gehen. Er bleibt immer genau, straff und sauber. Dabei wird sowohl die satte Autorität des Standbasses als auch die kleinteilige Finesse im Spiel von Instrumentalist Berglund übermittelt. Auch wenn die Pegel erheblich steigen – an dieser Qualität ändert sich nichts.

Dynamische Präsenz

Die Resolution 2.6 FS kann aber nicht nur komplex verschachtelte Musik à la »Trialogue« aufschlüsseln. Genauso profitiert ein sparsam in Szene gesetztes Opus wie Leonard Cohens Abschiedsalbum »You Want It Darker« von den Fähigkeiten des ersten Fishhead-Audio-Produkts: Die charismatische Cohen-Stimme steht absolut im Fokus, der bei diesem Werk so relevante Aspekt einer Textverständlichkeit erweist sich als exzellent gelöst. Aber auch die den Altmeister bei »It Seemed The Better Way« punktuell untermalenden Klangfarben (Chorgesang, Violine) schweben luftig in einem transparenten Wirkungsfeld. Das akustische Geschehen ist in seiner analytischen Charakteristik eher frontal arrangiert, der abgebildete Raum ist durchaus weit umfassend, reicht aber nicht bis in die letzte Tiefe. Es sei diesem Fishhead-Speaker verziehen, schließlich heißt er ja auch nicht »Deep Space 9«. Eine atmosphärische Live-Aufnahme kommt aber nichtsdestotrotz sehr überzeugend zu Gehör. Die kleinteiligen Dynamik-Abstufungen und das zackige Naturell der »Take Five«-Interpretation von Arne Domnérus auf »Jazz At The Pawnshop« nimmt der Klarzeichner dankbar auf und sorgt für eine mitreißende Darbietung dieser klassischen audiophilen Aufnahme.

Die Resolution 2.6 FS ist in ihrer präsenten Ausrichtung kein Schallwandler zum entspannten Nebenbei-Hören. Das wäre Verschwendung. Sie fordert Aufmerksamkeit ein, wendet sich an den bewusst genießenden Zuhörer und bietet ihm die angestrebte intensive Sound-Begegnung. Dabei funktioniert der norddeutsch geprägte Debütant aus Berlin auch erstaunlich gut bei geringen Lautstärken. Von lärmempfindlichen Nachbarn geplagte Mieter könnten mit der Resolution 2.6 FS einen Lautsprecher gefunden haben, der auch unter eingeschränkten Pegelbedingungen einen vollumfänglichen Musikgenuss ermöglicht.