In meinem Hörraum stellte sich noch bei fünfzig Zentimetern Abstand eine ausgewogene, im Bassbereich keineswegs zu dick aufgetragen wirkende Tonalität ein. Im Gegenzug mangelt es dem Klangbild auch bei rund einem Meter Distanz zur Rückwand nicht an Substanz, während die Staffelung der räumlichen Abbildung von dieser freieren Aufstellung erwartungsgemäß profitiert. Eine leichte Einwinkelung der Lautsprecher auf den Hörplatz holt schließlich das Optimum an Abbildungspräzision aus den ohnehin sehr fokussiert aufspielenden Kandidaten heraus, die freilich auch hochwertige Elektronik zu schätzen wissen und klangliche Unterschiede zwischen Verstärkern deutlich aufzuzeigen vermögen.

Zum Auftakt der näheren Erkundung ihrer Fähigkeiten läuft das dieser Tage veröffentlichte Debütalbum »Lovesome Thing« von Anaïs Reno. Darauf wagt sich die aufstrebende, siebzehn Jahre junge Jazz-Sängerin, die bereits an berühmten Orten wie der Carnegie Hall Auftritte absolviert hat, an das Great American Songbook. Unterstützung bekam sie dabei vom Pianisten Emmet Cohen, der die Arrangements zu den zwölf von Duke Ellington und Billy Strayhorn komponierten Songs beisteuerte und bei den Aufnahmen am Klavier gesessen hat. Die DRF52 stellt diese ausgezeichnete Produktion von Harbinger Records allerdings vor keinerlei Herausforderung, vielmehr lässt sie augenblicklich aufhorchen,wenn Russell Hall am Kontrabass die ersten Takte von »I’m Just a Lucky So-And-So« spielt: Die Elacs statten den Bass mit charakteristisch sonorer Autorität aus und differenzieren feine Nuancen innerhalb eines ebenso kraftvollen wie farbstarken Tieftonregisters. Daran schließen die Drums und die erdigen Noten des Pianos bruchlos an, während die DRF52 ein plastisches Abbild der Sängerin erzeugen, das richtig proportioniert und in passender Höhe platziert ist. Auch die Dimensionierung der mit scharfen Konturen gezeichneten Instrumente gelingt glaubhaft; zudem haben alle Musiker gebührenden Freiraum und verteilen sich auf einer weitläufig ausgedehnten Bühne, die bis in die Tiefe hinein mühelos durchhörbar ist. Überdies bringen sie den beachtlichen Stimmumfang von Anaïs Reno voll zur Geltung, folgen ihr völlig unangestrengt wirkend bis zu den höchsten Lagen, die mit der gebotenen Prägnanz, aber frei von jeglicher Schärfe erklingen.

Von Farben und Details

Mit dem außergewöhnlichen Facettenreichtum von Elina Dunis Stimme gehen die DFR52 nicht minder souverän um. Sie nuancieren bei »Bella Ci Dormi« aus dem Album »Lost Ships« jede Variation und sorgen mit einer ausgesprochen atmosphärischen Spielweise dafür, dass ich in der lyrischen Stimmung des virtuosen Vortrags von Elina Duni förmlich versinke. Dank ihrer feinfühligen Ader wird mit den DFR52 auch ein sehr anspruchsvolles Werk wie die Klaviersonate in As-Dur, D. 557, von Schubert zu einem kostbaren Moment; besonders da ich sie nun in der ausdrucksstarken Interpretation der koreanischen Pianistin Sookkyung Cho höre, die kürzlich alle vier im Jahr 1817 entstandenen Klaviersonaten des Komponisten eingespielt hat. Die DFR52 gehen hierbei sehr agil zu Werke, stellen die melodiösen Wendungen im Allegro moderato leichtfüßig heraus und bewahren dabei den musikalischen Kontext. Gleichzeitig bilden die DFR52 hier den dynamischen Umfang des Flügels plausibel ab und tauchen ganz tief in dessen Klangfarbenreichtum ein, fördern selbst feinste Schattierungen wie selbstverständlich zutage. Dabei ist ihr Agieren auch jetzt von jener bedingungslosen Geschlossenheit geprägt, die über die klangliche Güte eines Lautsprechers Bände spricht.