Wo wir gerade beim Thema Optimierung sind

Die FS 247.4 verhält sich mitnichten kritisch, zeigt jedoch den klanglichen Unterschied zwischen guten und besseren Lautsprecherkabeln unmissverständlich auf – das Gleiche gilt für die ansteuernde Elektronik. Nachdem sich die filigrane Säule einige Tage im Dauerbetrieb eingespielt hat, darf sie sich an »To Love Is To Live« von Jehnny Beth versuchen, die zuvor unter anderem als Frontfrau der Post-Punk-Band Savages wirkte. Auf ihrem ersten Solo-Album entzieht sich die französische Sängerin mehr denn je einer eindeutigen stilistischen Zuordnung, die Einflüsse reichen von Indie-Rock und Electro-Punk bis zum Avantgarde-Pop der Achtziger. Die letztgenannten Anklänge dürfte Flood eingebracht haben, der früher auch New Order und Depeche Mode produziert hat. Sie wirken gegenüber dem systematisch angelegten Chaos eingängig und versöhnlich. »To Love Is To Live« ist ein Album, das unter seiner lauten, exzentrischen Oberfläche konzeptionelle Tiefe verbirgt. Bis zu ihr vorzudringen, ist für die FS 247.4 ein Leichtes, sie bleibt bei den ständigen Tempowechseln ganz gelassen und wahrt entspannt zurückgelehnt den Überblick, fügt zahllose Puzzle-Stücke zu einem Ganzen zusammen. Dabei steht ihre Spielfreude dem explosiven Charakter der Songs in nichts nach, und bei »Human« kann sie zudem eindrucksvoll ihre Durchsetzungsfähigkeit beweisen: Die FS 247.4 verleiht Drums den richtigen Kick, stattet den Kontrabass mit der ihm eigenen Sonorität aus und zeichnet die Bassgitarre kernig-druckvoll durch. Gleichzeitig löst sie glasige Obertöne schräger Effektsounds mit gnadenloser Präzision auf.

»Spor« von Kari Bremnes ist für mich persönlich ein Dauerbrenner, und als die ersten Takte dieser exzellenten Produktion über die FS 247.4 erklingen, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Jeder einzelne federnde Beat wird von dezentem Nachhall umspielt, die weichen Synthesizer-Teppiche breiten sich wie dünne Nebelschwaden im ganzen Raum aus. Besonders bei den Gesangspuren spart diese Produktion nicht an Halleffekten, obgleich Kari Bremnes’ faszinierende Stimme keinerlei »Aufwertungen« nötig hat, woran die FS 247.4 nicht den geringsten Zweifel aufkommen lässt. Was isoliert betrachtet insofern beinahe deplatziert wirken mag, rückt dieser Lautsprecher in den richtigen Kontext, indem er hintergründig abgemischte Effektsounds wie auf dem Silbertablett präsentiert und haargenau aufzeigt, wie sie mit der Melodie und den Hallspuren verwoben sind.

Der Funke springt über ...

Die Akkuratesse dieses außerordentlich weitläufigen Arrangements erinnert an die Arbeit von Boris Blank für das Yello-Album »Touch«, und genau wie bei diesem formidablen Werk erstreckt sich das Klangbild jetzt bis weit hinter den Hörplatz – das ist immersives Klangerleben mit zwei Kanälen. Tonal bewegt sich die FS 247.4 auf der trockenen Seite und bereitet auch bei den abgrundtiefen Bassläufen dieses Titels Freude, obgleich sie erwartungsgemäß deren ultimativen Druck ein wenig abmildert. »Glaubwürdigkeit« ist an dieser Stelle mal wieder das entscheidende Stichwort, in diesem Sinne präsentiert sich die FS 247.4 hier als versierte Influencerin, die den Reiz dieser Eskapaden so inszenieren kann, dass der Funke überspringt.

Der Komponist und Pianist Alexander Chapman Campbell entfaltet auch auf dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Album »Contemplations« ein meisterliches Spiel mit Kontrapunkten; in den Melodiebögen fließen Leichtigkeit und Tiefgründigkeit auf eine Weise ineinander, die den Gegensatz dieser Motive aufzuheben scheint. Die FS 247.4 geht hier mit dem nötigen Feingefühl zu Werke, setzt die rhythmischen Akzente und folgt dem melodischen Fluss völlig mühelos. Zugleich bildet sie den Instrumentenkörper sehr plastisch mit absolut scharf fokussierten Konturen ab und bedient sich einer beinahe unerschöpflich wirkenden Klangfarbenpalette, die selbst feinste Abstufungen enthält. Gratulation: Die Carina FS 247.4 wird diesen anspruchsvollen, atmosphärisch dichten Kompositionen mit ihrer souveränen Darbietung vollauf gerecht.