Wir schreiben das Jahr 1978. Soeben hat im elterlichen Haushalt des Verfassers die Grundig-Kompaktanlage RPC 100 Einzug gehalten. Das war eine jener damals beliebten Maschinen, die Plattenspieler, Tape-Deck, Tuner und Verstärker in einem einzigen Gehäuse vereinten. Mit an Bord war der Dual-Plattenspieler 1235. Klanglich dominierte er das musikalische Geschehen ganz eindeutig, Kassetten- und UKW-Wiedergabe hatten gegen ihn keine Chance – daran kann sich der Autor auch nach über vier Jahrzehnten noch gut erinnern.

Nach einer wechselhaften Geschichte, in deren Verlauf die Traditionsmarke Dual zeitweise sogar in der Versenkung verschwunden ist, wird heute wieder mit handwerklicher Kunst an alter Wirkungsstätte im Schwarzwald an neuen Plattenspielern gefeilt. Und so ist es ein Freitag Nachmittag, an dem halb Deutschland schon auf dem Weg ins Wochenende ist, als der deutsche Dual-Vertrieb Sintron scheinbar nichts Besseres zu tun hat und gleich zwei neue Modelle aus St. Georgen ankündigt: den CS 458 und den CS 465. Letzterer zieht dabei sofort die Aufmerksamkeit von i-fidelity.net auf sich, weil er ein vernünftiges Ausstattungspaket zu einem attraktiven Preis bietet.

Der CS 465 ist ein klassischer, vollautomatischer Plattenspieler. Zum Lieferumfang gehört eine Staubschutzhaube, und dank des eingebauten MM-Tonabnehmers Ortofon 2M Red ist er nach dem Auspacken sofort spielfähig. Wobei das nicht ganz korrekt ist, denn analoger Musikgenuss setzt fast ausnahmslos einige Montage- und Einstellarbeiten voraus, selbst wenn die im Falle des Duals tatsächlich auf ein Minimum begrenzt sind. So müssen beim CS 465 zunächst die Sicherungslaschen des Sub-Chassis gezogen, der bedämpfte, knapp 700 Gramm wiegende Aluminium-Plattenteller auf den riemengetriebenen Unterteller gesetzt und die Haube montiert werden. Sehr aufmerksam sollte man bei der Einstellung der Auflagekraft sein. Dafür wird der Tonarm zunächst in die Schwebe gebracht, dann wird die Auflagekraft über einen Drehregler eingestellt. Wie exakt die dafür genutzte Torsionsfeder arbeitet, überprüfen wir mit einer Tonarmwaage: 1,75 Gramm eingestellt, 1,75 Gramm gemessen. Dementsprechend wird das an der Basis des Tonarms zu findende Anti-Skating-Rad auf 1,75 Gramm gestellt. Die Kontrolle des Tonabnehmers per Clearaudio-Schablone erfordert keine Nachjustage, er sitzt korrekt in der abnehmbaren Headshell – perfekt gemacht.

Vorsicht ist bei einem Wechsel des Tonabnehmers geboten. Dual setzt eine neue, sehr dünne Verkabelung ein, die den Namen »Easymotion Wire« trägt, weil sie extrem leicht ist. Diese Reduktion der Kabelmasse habe sich in Hörtests als positiv herausgestellt. Zudem ist der Arm zur Vermeidung von Übergangswiderständen durchverkabelt. Vor Abnahme des Tonkopfes müssen folglich die vier Stecker am Tonabnehmer vorsichtig gezogen werden. Für die korrekte Montage eines neuen Abtasters liegt sogar eine Schablone bei, damit ist der Wert für den Überhang exakt einstellbar. Allerdings liefert das mitgelieferte Ortofon-System gar keinen Anlass, über einen Wechsel nachzudenken. Dual fertigt den CS 465 in drei Ausführungen: Die Auswahl reicht von einfachem Schwarz (799 Euro) über schickes Kirschholz (879 Euro) bis zu hochglänzendem Lack (999 Euro).