Ein Freund von mir fragte mich vor geraumer Zeit nach einem günstigen, einem wirklich günstigen Plattenspieler. Er habe, so berichtete er mir, ein paar Kisten voller guter alter LPs geerbt. Nun wolle er die Platten aber nicht wegwerfen, sondern selber hören. Er habe sich daher in einigen HiFi-Läden umgesehen, diese aber angesichts der Preise der dort angebotenen Analogmonumente schleunigst wieder verlassen. Nein, es gehe ihm nicht um High End, seine Anlage sei ja auch eher bescheiden. Er wolle die alten Platten nur ab und an mal hören, ohne gleich einen Kult daraus zu machen.

Ich gebe zu, dass mich diese Anfrage leicht überforderte, beschäftige ich mich doch meist mit eben jenen Gerätschaften, die meinen Freund M. so gründlich abschreckten. Andererseits fand ich das Ganze auch wieder spannend, und so begab ich mich auf die Suche nach einem Plattenspieler, der nicht mehr als 500 Euro kosten sollte und mit dem man sich dennoch genussvoll der analogen Musikwiedergabe zuwenden kann. Okay, man könnte natürlich auf Ebay nach einem alten Thorens suchen und diesen in mühevoller Kleinarbeit wieder in Schuss bringen. Allerdings ist nicht jeder von uns technisch begabt genug, um eine solche »Operation« durchzuführen. Und es gibt ja auch Menschen, die einfach nur Musik hören wollen und auf die Bastelei gut verzichten können. Wie mein Freund zum Beispiel.

Gute Gene

»Thorens« ist aber schon ein gutes Stichwort, denn der Vertrieb dieser Laufwerke, die im Badischen beheimatete Firma Sintron, zeichnet sich auch für die Wiederauferstehung der deutschen Traditionsmarke Dual verantwortlich. Und da diese Spieler äußerlich deutliche Ähnlichkeiten mit ihren Ahnen aufweisen, liegt der Verdacht nahe, dass man auch »unter der Haube« Gemeinsamkeiten findet – was durchaus eine Empfehlung sein kann. Für das Projekt meines Freundes gerät der Dual CS 455-1M aus der aktuellen Modellpalette ins Visier. Und der ist natürlich kein komplettes Remake – der Zusatz »1« besagt schon, dass es sich um ein neues Modell handelt. Viele Teile allerdings – sei es die mechanische Steuerung des Tonarmes oder die Aufhängung des Subchassis – stammen aus der bestens gefüllten Technikschublade des angesehenen Herstellers.

Während die letzten Topmodelle in den 80er-Jahren direkt angetrieben waren, bewegt bei den aktuellen Spielern und auch beim CS 455-1M ein elektrisch geregelter DC-Motor den Teller über einen geschliffenen Flachriemen. Das über Spiralfedern straff aufgehängte Subchassis sitzt in einer tadellos lackierten Holzzarge. Unser Testmuster wurde in Klavierlack Schwarz geliefert – eine Ausführung, die dem CS 455-1M ein edles Erscheinungsbild verleiht. Der den alten »ULM«-Typen nachempfundene Tonarm führt Halbzoll-Systeme, allerdings sollte man sich auf die extrem leichten Vertreter konzentrieren. Ortofons OMB-Abtaster ist das vormontierte Mittel der Wahl, das sich im Übrigen bei einem Defekt leicht und überaus kostengünstig ersetzen lässt.