Was anfangs gewöhnungsbedürftig ist, entpuppt sich als ein Ausstattungsmerkmal, das subjektiv sehr wohl einen Unterschied macht: Es ist wunderbar, ohne eiligen Schrittes zum Hörplatz gehen zu können und dort den vorbereitenden Moment der Stille zu genießen, während die Nadel noch in der Einlaufrille läuft. Ganz zu schweigen von der Beruhigung, dass die Nadel keinesfalls in der Auslaufrille ihre Lebensdauer verkürzt – gleichgültig, wie oft man nach dem Ende einer Scheibe noch länger sitzen bleibt.

So klingen Stimmen

Gleichwohl treten diese funktionsbezogenen Eindrücke schnell in den Hintergrund, denn der CS 429 hat mich schon bei den ersten Tönen des Eröffnungstitels »Rakim« gepackt: Die Schellen und das Yangqin erklingen lupenrein, mit unaufdringlichen, aber in ihrer Prägnanz goldrichtig dosierten Obertönen. Die kurz danach einsetzenden großen Trommeln haben Substanz, klingen geerdet, zugleich locker federnd, und werden rhythmisch punktgenau im hinteren Drittel der Bühne platziert. Natürlich verfügen größere, teurere Laufwerke an dieser Stelle über mehr Durchsetzungskraft, aber was zählt, ist die Tatsache, dass mein Fuß unwillkürlich mitwippt. Als schließlich Brendan Perrys Bariton und die Altstimme von Sängerin Lisa Gerrard einsetzen, ist es ganz um mich geschehen. Die unüberhörbaren Anklänge der zahlreichen Ethnien, von denen ihre Kompositionen beeinflusst sind, machen einen wesentlichen Teil meiner Faszination an dieser Musik aus. In diesem Augenblick befördert der CS 429 das Versinken in dem phonetischen Gesang mit einer vollkommen plastischen, richtig proportionierten Stimmabbildung, die obendrein tonal sehr nuancenreich ist und jedes Vibrieren in der Stimme erfahrbar macht, sodass diese ausdrucksstarken Vokalparts direkt unter die Haut gehen.

Nach diesem eindrucksvollen Vortrag stelle ich den CS 429 auf eine harte Probe: Seong-Jin Cho spielt das Klavierkonzert Nr. 20, K466, von Mozart, zusammen mit dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin. Der Dual eröffnet den ersten Satz mit sonor klingenden Bratschen und prächtig strahlenden Violinen und bringt auch den Verve des Allegro mit engagierter Spielfreude zur Geltung. Dabei entwirft er eine weitläufig ausgedehnte und sauber gestaffelte Bühne, bei der insbesondere das Binnenverhältnis stimmt, etwa wenn goldgelb glänzende Klarinetten in der Tiefe des Raums aufspielen. Gespannt bin indes darauf, wie der kleine Dreher die Klavierpassagen meistert, die im zweiten Satz auf ihn warten. Doch der CS 429 geht bravourös mit diesem anspruchsvollen Instrument und dem virtuosen Spiel von Seong-Jin Cho um, er tänzelt verblüffend leichtfüßig durch die Melodiebögen der »Romanze«, wirkt dabei jedoch zu keiner Zeit nervös. Gleichzeitig bildet er den Instrumentenkörper klar umrissen ab und kann den dynamischen Umfang des Flügels durchaus plausibel vermitteln. Überdies entfaltet der Dual während der Solo-Passagen des Pianos eine wahre Klangfarbenpracht – es ist ein Hochgenuss, dem zu lauschen. Kompliment an Dual zu diesem vollauf gelungenen Plattenspieler.