Obwohl das 110-jährige Firmenjubiläum mittlerweile drei Jahre zurückliegt, gaben der neue CD-Spieler und Verstärker aus der 900er-Serie für mich den Anstoß, die Historie von Denon noch einmal zu rekapitulieren. Denn im Grunde steht diese Stereo-Kombi stellvertretend dafür, was der Traditionshersteller anders macht als manch Mitbewerber: Während der Verstärker mit reichhaltiger Ausstattung aufwartet, werfen beide Kandidaten etliche klangorientierte Qualitätsmerkmale in die Waagschale, angesichts derer ich mir auch die jeweils aufgerufenen Preise noch einmal vor Augen geführt hatte. Damit stehen sie ganz im Zeichen der Pflege klassischer Gerätetugenden, die zuletzt auf stereophoner Bühne mit den großen SACD-Verstärker-Kombis der 1700er-Serie und der Jubiläumsedition »110« fortgeführt worden war. Die im vergangenen Jahr auf der Münchner High-End-Messe vorgestellten, nunmehr verfügbaren Komponenten treten die Nachfolge des CD-Spielers und des Verstärkers aus der Serie 800 an – bis dato ist weder ein neuer Netzwerk-Spieler noch ein weiterer Netzwerk-Receiver in Sicht. Das dürfte zum einen daran liegen, dass der Receiver DRA-800H einstweilen im Programm verbleibt und zum anderen auf das Konto des PMA-900HNE gehen, bei dessen Ausstattung Netzwerk-Funktionen im Mittelpunkt stehen: Er ist der erste Stereo-Amp, in den die hauseigene Streaming- und Multiroom-Plattform Heos implementiert wurde.

Sie bringt Features ins Spiel, die bei mir als klassisch sozialisiertem Enthusiasten zunächst auf verhaltenen Zuspruch stoßen, aber wer die nächste Dekade im Consumer-Segment bestehen will, muss sicherlich Vergleichbares anbieten. Und sofern die Ausrichtung auf Klangqualität nicht der Funktionsvielfalt zum Opfer fällt, warum sollte man sich dann einige Annehmlichkeiten verwehren? Die Nutzung von Tidal ist bei mir längst zur Selbstverständlichkeit geworden, und der PMA-900HNE ermöglicht dies ohne weitere Gerätschaften. Neben Tidal stehen auf Seiten der Highres-Streaminganbieter Qobuz und Amazon Music HD zur Verfügung, darüber hinaus unterstützt Heos Built-in DLNA-kompatible NAS, mehrere Internetradio-Dienste sowie Spotify Connect, Deezer und Soundcloud, um nur einige der verlustbehafteten Angebote zu nennen. Die für einen Blick über den eigenen Tellerrand nötige Einbindung in das lokale Netzwerk erfolgt kabelgebunden oder per WLAN; um eine stabile kabellose Verbindung zu gewährleisten, liegen dem Gerät zwei Antennen bei.

Beim Musikhören mit Streaming-Diensten wird die Heos-App zum Dreh- und Angelpunkt für den Anwender, wobei im Gegensatz zu Chromecast die Apps der jeweiligen Anbieter auf den mobilen Endgeräten nicht parallel laufen müssen. Allerdings ist ein kostenfreies Heos-Benutzerkonto erforderlich, um auf externe Inhalte zuzugreifen. Die Heos-App ist für iOS und Android erhältlich und kann als Fernbedienung für den Verstärker dienen, mit der sich alle Eingänge auswählen lassen und die Lautstärke geregelt werden kann – wenn das Tablet ohnehin auf dem Sofa liegt, lohnt manchmal nicht der Griff zur Systemfernbedienung, die im Falle beider Geräte zum Lieferumfang gehört. Falls man beispielsweise einen Titel überspringen möchte, lässt sich das sogar per Siri-Sprachbefehl vom iPad und vom MacBook aus bewerkstelligen, denn der PMA-900HNE beherrscht neben Bluetooth (nur SBC) Apples AirPlay 2. Außerdem unterstützt er Amazon Alexa sowie den Google Assistant und ist mit einigen Smartspeakern kompatibel. Im Zusammenspiel mit Lautsprechern und der Soundbar aus dem »Denon Home«-Kosmos kann er überdies zum Dirigenten der eingerichteten Multiroom-Zonen werden – alles Weitere wäre an dieser Stelle ein Exkurs.