Berücksichtigt man die Tatsache, dass wir die Yello-CD über großkalibrige Standlautsprecher hören, ist vor allem die Leistung des Denon-Amps beeindruckend. Wenn beim Titel »Takla Makan« an irgendeiner Stelle der Kette ein Fehler ist, wird er schonungslos aufgedeckt. Dem 710er-Duett gelingt es, das musikalische Geschehen zusammenzuhalten. Eine zum Vergleich mitlaufende Kombination aus Audionet SAM V2 und ART G2, die mehr als das Zehnfache kostet, liefert zwar in den Bereichen Dynamik, Klangfarbe und Räumlichkeit deutlich andere Resultate, aber bei Betrachtung des musikalischen Flusses liegen sie nicht so weit auseinander. Ein Riesenkompliment in Richtung Denon!

Damit dieser Eindruck nicht trügt, schließen wir den kleinen High-End-Kompaktmonitor Dali Mentor Menuet an und legen Malia auf. »Mr. Candy« lebt von der ausdrucksstarken Stimme der schwarzen Sängerin. Sie steht zwischen den Lautsprechern und jedes Artikulationsgeräusch wird übertragen. Der Bass liefert das klare Fundament. Berücksichtigt man, dass die Dali-Lautsprecher keine 1.000 Euro das Paar kosten, bekommt man in Verbindung mit den Denons und ein paar guten Kabeln für 2.000 Euro eine Klasse-Musikanlage, die nicht vordergründig nach Effekten hascht, sondern einfach neutral aufspielt.

Wem akustische Details, korrekte Raumabbildung und richtige Klangfarben nicht so wichtig sind, weil man stattdessen lieber Musik von den Black Eyed Peas auch mal richtig laut hören möchte, der ist mit den Denons ebenfalls perfekt bedient. Für 400 Euro das Paar liefert Teufel die Standlautsprecher Ultima 60, in Verbindung mit der Elektronik sind also für diese Kette ganze 1.200 Euro fällig. Dafür gibt es dann »Imma Be« mit einem Mörderbass, einer lasziven Stacy Ferguson und weitreichenden Keyboardflächen. Wenn es ab 2:28 Minuten dann richtig zur Sache geht, kommt der Denon PMA-710AE nicht aus der Puste. Im Gegenteil, seine Schubkraft ähnelt der größerer Endstufen.

Doch hängen wir eher dem Gedanken neutraler, hochwertiger Musikwiedergabe an. Damit sich den Denons einen begehrten Klangtipp abholen können, müssen sie noch beweisen, dass sie mit Silje Nergaard pfleglich umgehen. Deren aktuelles Album »A Thousand True Stories« ist absolut hörenswert. Beim »Wayside Song« lässt sich das Denon-Dali-Gespann nicht nur nicht aus der Ruhe bringen, sondern liefert eindrucksvoll den Beweis, dass High End eben doch keine ausschließliche Frage des Preises ist. Das Stück baut sich langsam auf. Nergaards Stimme ist nordisch klar, aber nicht unterkühlt, der Mund wird authentisch abgebildet – wunderbar. Aufgrund der zierlichen Maße des Lautsprechers reicht der Bass zwar nicht in allertiefste Regionen, dafür wird aber der Refrain in der Breite über die Stereobasis hinausgetragen.

Wer Interesse an wirklich guter Musikwiedergabe, dabei nicht auf Ausstattung verzichten mag und keine Lust hat, für die neue Anlage seinen Bausparvertrag zu kündigen, sollte sich Denon PMA-710AE und Denon DCD-710AE nähern. Könnte ein Freundschaft für sehr lange Zeit werden, weil je nach kombiniertem Lautsprecher Spaß oder Neutralität auf sehr ordentlichem Niveau möglich ist.