Es ist naheliegend, sich bei diesem Winzling keine allzu großen Klang-Hoffnungen zu machen. Wie soll denn bei dem geringen Volumen auch echter Bass zustande kommen? Um uns diese Erwartungen möglichst in den ersten Stunden bestätigen zu lassen, stellten wir die Spektor 1 auf circa 70 Zentimeter hohen Standfüßen frei im Raum auf. Das ist ganz schön gemein, denn damit musste sie ohne unterstützende Wirkung einer Wand auskommen. Was dann allerdings passierte, ist noch harmlos mit »Shocking Blues« beschrieben. Zunächst haben kleine Schallwände mit eng beieinander montierten Chassis ja den Vorteil, dass sie räumlich gut abbilden können. Und das macht die Spektor 1 auch. Sie löst das musikalische Geschehen wunderbar auf, bildet Stimmen genau in der Mitte der Basis ab und spielt dabei auch noch präzise.

Im Grund- und Tieftonbereich fehlt es ihr naturgemäß etwas an Volumen, aber die Dali-Entwickler haben nicht den Fehler begangen, dem Chassis Dinge zuzumuten, die es nicht kann. Aber das, was es kann, macht es tadellos – bravo. Den nächsten Pluspunkt ergattert die kompakte Dali dank ihrer kaum verfärbenden Klangeigenschaften. So kann man sich Klaus Doldingers Saxophonspiel als solches gut anhören, ohne dass es den kleinsten Hang zu einem »Mickey-Mouse-Sound« gibt. Für diese Preisklasse ist das einfach zu gut. Also kleben wir die beiliegenden Gummifüße unter die zierliche Dali und platzieren sie im Regal. Hierbei ist darauf zu achten, dass sich beide Lautsprecher etwa auf Ohrhöhe befinden, sonst fällt das Klangbild auseinander.

Kein Eigentor

Was wir vermutet hatten, bestätigte sich nun. Im Grundton legte die Spektor 1 in angenehmem Maße zu, die Wandunterstützung ist also doch ratsam. Auch hier musiziert sie neutral und löst vor allem kleinere Jazz-Besetzungen hervorragend auf. Es ist schon erfreulich, was aus diesen Winzlingen an Schallereignissen herauskommt. Wenn es normalerweise immer heißt, für mehr Bass können Sie einen Subwoofer parallel schalten, sagen wir deutlich, Finger weg davon. Sicher würde ein Aktivbass das Spektrum nach unten erweitern, aber gleichzeitig würde er das vorhandene Klangbild sowohl seiner Durchzeichnung als auch seiner Präzision berauben. Alternativ gibt es ja auch noch die beiden größeren Spektor-Modelle. Für uns ist sie kein Lautsprecher für den Nebenschauplatz, die 1er gehört auf die Hauptbühne – und das zu diesem Kurs!