Bei der Wiedergabe der hohen Frequenzen misstraut Dali seit jeher Metallkalotten. Metallbändchen hingegen schätzt man sehr – und so kommen in der Lektor 6 Seidenkalotten zum Einsatz. Ganze 28 Millimeter ist dieser Treiber groß. Er gehört damit schon zu den »kapitalen« Hochtönern, die selbst höchste Töne gerne mit ordentlich Substanz servieren, die aber auf der anderen Seite nicht immer zu den Schnellsten ihrer Art gehören. In diesem Fall wirkt die Kombination mit den auch recht großen Mitteltönern allerdings schlüssig, und ich bin auf diese Zusammenarbeit gespannt.
Mit Lautsprecherkabeln von Sommer Cable wurden die beiden Dalis an verschiedene günstige Vollverstärker und damit an adäquate Spielpartner angeschlossen. Die Verstärker von Audionet oder McIntosh blieben die meiste Zeit im Regal, weil ich nach einem Hörtest mit ihnen als Sparringspartner Fragen beantwortet hätte, die wohl 95 Prozent der Lektor-Käufer niemals stellen werden. Besagte Sommer-Kabel (SC-Orbit Mk II) erwiesen sich als klanglich perfekte Partner. Sie und auch die passenden NF-Kabel aus gleichem Hause sind sowieso immer eine Empfehlung wert, wenn eine geradlinig und gute Lösung gesucht wird, die preislich nicht überzogen ist.
Schwere Kost zum Auftakt: Symphonien von Gustav Mahler in der Aufnahme mit Riccardo Chailly und dem Concertgebouworkest Amsterdam (Decca) wanderten in den CD-Player, da ja die Tauglichkeit der Lautsprecher für die Darstellung großer Orchester recht weit oben im Pflichtenheft stand. Im zweiten Satz der fünften Symphonie geht es immer wieder vehement zur Sache, massive Einsätze der Blechbläser und Schlagzeuger können so manche Box in arge Bedrängnis bringen. Die Lektor 6 schlagen sich hier erstaunlich gut, sie vermitteln mit ihrem satten Tonvolumen einen guten Eindruck von der Macht eines so großen Orchesters und können vor allem klangfarblich punkten. Die verschiedenen Instrumentengruppen werden klanglich sauber voneinander abgesetzt, lassen sich nicht nur durch ihren Platz im Orchester, sondern auch durch ihre tonale Signatur leicht erkennen. Das gelingt in dieser Klarheit oftmals selbst teureren Konkurrenten nicht. Dafür ist der angesprochene Raum eher kompakt, jedoch gut eingeteilt.
Hier geht nun auch Dalis Konzept mit der einfach zu treibenden Box für kleine Verstärker auf: An keiner Stelle dieser mächtigen Symphonie geht dem NAD C 325BEE die Puste aus. Glückwunsch, das ist marktgerecht entwickelt.