Die mit ausgesuchten, eng tolerierten Bauteilen aufgebaute Frequenzweiche übergibt bei drei Kilohertz an den Tiefmitteltöner. Neben dem Layout und der Bestückung der Weiche galt das Augenmerk des Entwicklungsteams hier auch der Innenverkabelung – schließlich können zwischen der Weiche und den Chassis hörbare Verluste entstehen, wenn diese Signalstrecke vernachlässigt wird. Deshalb kommt in der A 45 BS das CantoLink 400 zum Einsatz, das auch als Lautsprecherkabel erhältlich ist und sich ebenso wie das zeitweilig für diesen Test verwendete Performance XT 25 von QED vorbehaltlos empfiehlt. Die Membran des 17,5-Zentimeter-Konustreibers ist in einer dreifach gefalteten Rundsicke, der sogenannten Wave-Sicke, aufgehängt. Sie wird mit Hilfe des prinzipiell gleichen Verfahrens hergestellt wie die Kalotte; hier werden dem Aluminium-Keramik-Verbund jedoch zusätzlich Wolframpartikel zugesetzt, um die Festigkeit des leichten Materials weiter zu erhöhen. Das Bi-Wiring-Anschlussfeld verfügt über solide Metall-Polklemmen, deren Kontaktflächen vergoldet sind. Im Falle einer Single-Wiring-Verkabelung lässt sich noch ein Quäntchen herauskitzeln, indem man anstelle der mitgelieferten, ebenfalls vergoldeten Metallbrücken Kabeljumper verwendet – sofern diese sehr hochwertig sind, denn die werkseitig montierten Exemplare weisen vorbildliche Qualität auf.
Die A 45 BS benötigt erwartungsgemäß weder besonders leistungsstarke noch kostspielige Verstärker, aber sie kann feine Unterschiede zwischen Amps aufzeigen, die weit oberhalb ihres Anschaffungspreises angesiedelt sind. Und dieser Lautsprecher kann bedenkenlos mit rund einem Meter Abstand zur Rückwand positioniert werden, um so seine Agilität im Bassbereich und seine Abbildungstiefe voll auszureizen. Das zweite von Giovanni Guidi und seinen Partnern mit ECM eingespielte Album »This Is The Day« fordert mehr aktive Aufmerksamkeit als das Debüt; besonders »The Debate« mag sich nicht vollständig erschließen, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, wozu freilich auch die Wiedergabekette gehört. Die A 45 BS lässt hier jedoch keinerlei Missverständnis aufkommen, indem sie die rhythmisch komplexe Struktur dieses Titels wie selbstverständlich offenlegt und jeden einzelnen Akzent souverän in den Kontext einbindet. Dabei fußt ihre kultivierte Herangehensweise auf einem Tieftonfundament, das mich für einen Augenblick schier verblüfft dasitzen lässt: Die A 45 BS verleiht dem Kontrabass sonore Autorität, differenziert wieselflink zwischen fülliger Farbstärke und knochentrockener Schwärze – hier steht der Anblick einer Kompaktbox mit dem Gehörten auf angenehmste Weise in scheinbarem Widerspruch.
Auch der anschließende Ausflug in die Club-Szene mit Amelie Lens gerät zum ungebremsten Vergnügen, denn die A 45 BS erweist sich hierbei als bemerkenswert pegelfest und kann selbst die Wucht der abgrundtiefen Synthiebässe bei »In Silence« ohne nennenswerte Abstriche entfalten. Einzig die Aussicht auf eine wundervolle Stimme bewegt mich schließlich dazu, von weiteren Techno-Eskapaden einstweilen Abstand zu nehmen: Siril Malmedal Hauge singt »Purpose« aus ihrem im Mai veröffentlichten Album »Slowly, Slowly«. Obgleich hier durchweg hochkarätige Musiker überraschende Kompositionen spielen, ist es ihr ausdrucksstarker Vortrag, der mich auch jetzt besonders anrührt. Die A 45 BS lädt feinste Zwischentöne mit Energie auf und lässt sie mit der Melodie des samtig-rauchigen Saxophons dahingleiten. Dabei bildet sie die Stimme richtig proportioniert mit messerscharfen Konturen ab und schafft so eine vollauf glaubwürdige Illusion der Sängerin, die für emotionale Distanz keinen Platz lässt. Zugleich werden Saxophon, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboards auf eine präzise gestaffelte, breit angelegte Bühne gestellt, die sich weit in die Tiefe des Raumes erstreckt und mühelos durchhörbar ist.
Der Jazz-Pianist Art Hirahara befindet sich offenbar in einer besonders schöpferischen Phase: Bislang lagen mindestens drei Jahre zwischen seinen Veröffentlichungen, doch kürzlich folgte »Open Sky« auf das erst 2020 erschienene Album »Balance Point«. Die dreizehn neuen Stücke sind klassisch mit Piano, Bass und Schlagzeug instrumentiert, wobei Nicole Glover (Saxophon) und Behn Gillece (Vibraphon) Gastauftritte haben. Beim Titelstück steht indes das virtuose Agieren von Behn Gillece im Zentrum, der hier die Melodie spielt. Die A 45 BS nimmt die Spielfreude der Akteure nachgerade dankbar auf und lässt die Leichtigkeit dieses Songs unmittelbar auf mich wirken. Dabei verschafft sie sämtlichen rhythmischen und tonalen Nuancen des lebhaften Geschehens Geltung, greift die Kontrapunkte des begleitenden Pianos auf, während die luftigen Klänge des Vibraphons über knackigen Drums und sprühenden Becken tänzeln. Ohne Frage: Die A 45 BS ist eine Einladung zum Musikhören, die man schwer ausschlagen kann.