Der Mitteltöner wurde evakuiert, er arbeitet also unbeeinflusst von Tieftondruckschwankungen in einem eigenen Gehäuse. Selbst die Position des Bassreflexrohres wurde hinterfragt. Sie liegt rückseitig genau zwischen den beiden Tieftönern, um ihre Wirkung zu optimieren. Um ihre Standfestigkeit zu erhöhen,  spendierten die Konstrukteure der schlanken Standbox zudem zwei Ausleger.

Qualität zum niedrigen Preis

Mit über einem Meter Bauhöhe bekommt der Käufer der A360 eine ganze Menge Holz, und das für gerade einmal 800 Euro pro Paar. »Teuer kann jeder«, erläutert Karl-Heinz Fink das Konzept, die Herausforderung für ihn lautete daher »preiswert und gut«. Doch bei aller Materialschlacht zählt am Schluss die Abstimmung der Komponenten, und die wird per Gehör ermittelt. Sind für den amerikanischen Hörgeschmack Dynamik und Pegel wichtige Kriterien, legten die Entwickler bei der A360 auch großen Wert auf bestmögliche Räumlichkeit und Staffelung, ganz nach den europäischen Hörgewohnheiten. Ken Ishiwata, seines Zeichens »Klang-Guru« und Markenbotschafter für Marantz, ließ es sich nicht nehmen, bei der Abstimmung der neuen Serie mitzuwirken. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

Bühne frei für die A360

Patricia Barbers Companion mit »Let It Rain« ist eine tendenziell hell timbrierte Einspielung. Lautsprecher, die hier zuviel des Guten an Höhendosis dazumischen, klingen schnell zischelig und überpräsent. Nicht so die Boston A 360, sie bewahrte den Glanz, ohne die hohen Frequenzlagen überzustrapazieren. Beeindruckend ist auch das Tieftonfundament, das der Lautsprecher bietet.

Bei »If This Isn´t Jazz« werden die akustischen Bass-Saiten sauber voneinander getrennt und mit dem richtigen Pegelmaß wiedergegeben. Auch die Applaus-Szenen sind hörenswert. Die A 360 transportiert das Raumgefühl der Aufnahmeumgebung sehr schön in den Hörraum. Und wie immer auch hier der Hinweis: Die vertikale Ausrichtung ist essentiell für die korrekte tonale Wiedergabe. Sitzt man zu tief, klingen die A 360 dunkel timbriert, sitzt man zu hoch, wird´s etwas dünn und höhenbetont. Die richtige Ohrhöhe ist etwa auf Höhe des Mitteltöners.

Bei Peter Wenigers »Half-Life« müssen sich die vier Bässe mächtig ins Zeug legen. Wirkt der E-Bass auf diesem Stück über viele andere Boxen etwas plump und schwammig, vermag die Boston den enormen Bassdruck sauber differenziert in den Hörraum zu spielen.

Mit »What We Want« der britischen Soul-Sängerin Alice Russell kann man es auch richtig grooven lassen. Hier geht es weniger um die korrekte Darstellung einzelner Instrumente als vielmehr um Soul und Rhythmus. Das kommt klasse – partytauglich. Mit Diana Kralls »Departure Bay« wird es wieder ruhiger. Die Stimme besitzt einen klaren Charakter. Schön lösen die Lautsprecher die gut differenzierte Instrumentierung auf. Ob das feine Zischeln des Besens am Becken oder das Schwingen der Bass-Saiten, die Boston kann in jeder Tonlage überzeugen. Auch wenn »September When It Comes« von Rosanne Cash klanglich nicht perfekt eingespielt wurde, so ist die ruhige Ballade nicht zuletzt dank der Mitwirkung von Vater Johnny Cash doch ein mehr als hörenswerter Song. Auch hier überzeugte die A 360 vollends. Und das ist ein gutes Zeichen, denn Lautsprecher werden nicht nur mit exzellenten Aufnahmen gespeist, nein, sie müssen auch mit aufnahmetechnischem Mittelmaß zurechtkommen.